CD Kritik Progressive Newsletter Nr.22 (09/1998)

Ad Infintum - Ad Infinitum
(77:34, Kinesis, 1998)

Nach dem Split der amerikanischen Band Cathedral, hatte Keyboarder Todd Braverman die Vision eines Album im typischen 70er Progressive Rock, vollgepackt mit alten Sounds. Nach etlichen Wirrungen und glücklichen Umständen (in ihrer Vollständigkeit nachzulesen im Booklet) hatte er passende Musiker für sein Studioprojekt gefunden, herausgekommen sind letztendlich fast 78 Minuten gefüllt mit schönen Melodien, gutem Gesang, sich dem Gesamtkonzept unterordneten Instrumentalparts - einfach alles was dem melodischen Prog-Herzen gefällt. Und um noch einen draufzusetzen, gelang es sogar Roger Dean für das Artwork zu gewinnen. Andererseits sind Ad Infinitum aber auch keine Band von einem anderen Stern, die ja bekanntermaßen äußerst selten vom Prog-Himmel fallen, denn der Kritiker findet beim genauen Hinhören auch ganz klitzekleine Schwächen. Trotzdem die Keyboards salbungsvoll im Mellotron- oder Hammondgewand blubbern, klingen manche synthetischen Sounds bei einigen Songs eigenartig matt. Und vergleicht man Ad Infinitum von inhaltlicher Songqualität z.B. mit den musikalisch ähnlich orientierten Crucible, so geht dieses musikalische Duell, vor allem bei der Songsubstanz, verloren. Doch sollen an dieser Stelle Ad Infinitum nicht abgekanzelt werden, denn ihr liebevoll arrangiertes Debüt hat mannigfaltig schöne Momente (Akustikparts, weiche Mellotronssounds), die die Gedanken auf die Nostalgieschiene führen. Gerade bei den längeren, komplexeren Liedern werden Erinnerungen an Genesis wach. Die Betonung auf gute Gesangsstimmen und Instrumentalisten, die sich nicht durch Virtuosität in den Vordergrund drängen müssen, diese Vermengung hat dem Album gut getan. Alles in allem eine interessant gestaltete Zeitreise mit hohem Melodieanteil. Zuhören und zugreifen lohnt sich auf jeden Fall.

Kristian Selm



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