CD Kritik Progressive Newsletter Nr.22 (09/1998)

Indiscipline - Vixit
(46:44, Orange Record, 1998)

Oftmals gewinnt Musik erst durch den persönlichen Konzerteindruck an Kontur, Qualität und Präsenz. Dann gibt es noch die seltenen Momente, dass diese Rohheit auf CD festgehalten wird und man auf einmal Bands, die man noch nie live gesehen hat, in einem ganz anderen Licht erscheinen. Die letzte Gruppe, die dies bei mir schafften, waren Discipline. Die fast gleichnamige Band, nur mit einem 'In' davor, sind nun auf dem guten Weg der nächste Kandidat zu werden. Zum Teil beim letztjährigen Progest Festival in Quèbec mitgeschnitten, zum Teil im Studio aufgenommen, sprühen die Kanadier vor kraftvoller Power und unbändiger Spielfreude. Man hat das Gefühl, die Band spielt um ihr Leben, die Intensität einer Liveatmosphäre ist zum Greifen nah. "Schuld" daran hat zum einen die expressive Rhythmusabteilung (Martin Poirier - Bass, Stéphane Gauthier - Schlagzeug), die sich schleppend in die Gehörgänge bohrt. Für die nötige düstere Atmosphäre sorgt Keyboarder Jean-Philipe Goulet, der zusätzlich gelegentlich die Geige heulen lässt. Es ist aber besonders dem aggressiven Gitarrenstil von François Therriault und Sänger Martin Cormier zu verdanken, dass Indiscipline mächtig unter Dampf gesetzt werden. Mal in französisch, mal in englisch intoniert, schwankt Cormier zwischen Sprechen, Schreien, Singen und Flüstern, stimmlich aber immer voll auf der Höhe. Indiscipline sind hart, ohne heavy zu sein, sie bedienen sich aus dem Fundus des 70er Progressive Rock Marke King Crimson (klar, bei dem Namen) und Van Der Graaf Generator (fast schon logisch, dass sie deren "Darkness" covern), greifen aber auch auf Grunge Element im Stil von Pearl Jam zurück. Heftig + deftig = Indscipline.

Kristian Selm



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