CD Kritik Progressive Newsletter Nr.22 (09/1998)

Deus Ex Machina - Equilibrismo da insofferenza
(72:35, Kaliphonia, 1998)

"Ahh! Endlich wieder was neues von Deus", hört Ihr mich rufen, während Ihr, jedenfalls die meisten von Euch, bei der bloßen Nennung des Namens sicher schon in Deckung gegangen seid. Nichtsdestotrotz ziehe ich das jetzt durch, da kenne ich nix! Im Prinzip ist alles beim Alten geblieben, nur singt Piras jetzt in Italienisch und nicht mehr in Latein (was sicher viel Übersetzungszeit erspart), und man hat sich noch ein paar Bläser dazugenommen. Die Lieder, in denen diese dann eingesetzt werden, haben einen sehr deutlichen Jazztouch verpasst bekommen bzw. ist das zum Teil reiner Jazz Rock. Das geht mir in ein, zwei Liedern schon etwas zu weit, muss ich zugeben. Das ist dann doch eher was für Volkmar. Ansonsten sind Deus aber wie immer chaotisch-komplex-genial. Da wird in oft hektischer Geschwindigkeit gedudelt (Keys) und gequietscht (Gitarre), und auch die Geige gibt sich immer mal wieder ein kurzes Stelldichein. Dazu der "opernhafte" Gesangsstil von Piras, der aber nicht Eunuchen-mäßig 'rumkreischt, sondern auch im tieferen Bereich mit vollem Volumen singen kann. So eine Stimme gibt's kein zweites Mal in der Prog-Szene. Trotzdem wird sie sicher vielen Bauchweh bereiten. Auf jeden Fall kann keiner behaupten, dass der Mann nicht singen könne. Die Musik ist lang nicht so abgedreht wie Doctor Nerve o.ä., aber die machen ja eigentlich schon keinen Prog mehr. Hier handelt es sich schon um Prog, auch wenn wie gesagt einige Jazz-Sprenkler vorkommen. Einflüsse von anderen Bands sind, wenn man sich anstrengt, sicher herauszuhören, v.a. klingt es aber nach Deus Ex Machina. Diese Band kann man unter hunderten heraushören. Mit 72 Minuten und vier langen Stücken über 10 Minuten gönnt sich die Combo viel Raum zur Entwicklung ihrer Songs (der auch fleißig genutzt wird), und als Käufer bekommt man ein exzellentes Preis-/ Leistungsverhältnis.

El Supremo



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