CD Kritik Progressive Newsletter Nr.22 (09/1998)
Crises - Broken glass
(67:55, Angular Records, 1998)
Auch mal schön, wenn Bandname und Albumtitel nicht halten, was sie versprechen. Bei Crises bekommt man keine Krisen, auch versprüht deren grundsolider moderner Prog Metal eingängige Leichtigkeit, die wirklich kein Glas zerspringen lässt. Der internationale Fünfer mit Musikern aus U.S.A., Deutschland und der Tschechischen Republik baut auf ein starkes, melodisches Fundament mit nötigen, aber nicht zu starkem Härtegrad. Die Grenze zwischen Melodic Rock und moderatem Prog-Metal ist fließend. Als absolut aufwertendes Plus können Crises mit Russel Gray auf einen sehr guten Sänger zurückgreifen, der die einprägsamen Gesangslinien überzeugend und eindringlich interpretieren kann. Weiteres positives Merkmal ist die sinfonisch geprägte Gitarrenarbeit. Trotz Liedlängen oberhalb der sechs Minuten Grenze, wirken die Songs kompakt und geradeaus. Nur beim epischen, fast zwanzigminütigen "Crises", darf es an Vielschichtigkeit auch etwas mehr sein. Ein paar solistische Schnörkel und Breaks hier und da, sorgsam eingestreute Soloeinlagen an Gitarre und Keyboards, unterstützen mehr, als dass sie dem Selbstzweck dienen. Im harten Kampf um den Prog Metal / Melodic Rock Olymp dürften Crises ein mächtiges Wort mitreden, denn wo andere nur mit Aggressivität und solistischem Können protzen, kommt bei ihnen das ausgeprägte Gefühl für griffige Melodien zum Zuge. Nicht hart, aber herzlich - ein wirklich schönes Album.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998