CD Kritik Progressive Newsletter Nr.22 (09/1998)

Blue Shift - Not the future I ordered
(43:08, Mayday Records, 1998)

Nach dem eingangs besprochenen Alaska-Debüt nun die nächste US-Band, in deren Zusammenhang ebenfalls zwangsläufig der Name Yes fallen muss. Für den Gesang gilt hier in etwa das gleiche wie bei Alaska, wobei bei Blue Shift noch die Namen World Trade und Esquire ins Gespräch zu bringen sind. Der wesentliche Unterschied zu Alaska besteht darin, dass hier das Produkt einer Bandarbeit vorliegt. Blue Shift bestehen aus Joey Backenstoe (gtrs) , Mark Barton (keyb) , Stewart Meredith (voc) und Steve Sklar (dr). Wer den Bass bedient, der definitiv vorkommt, bleibt unklar. Aufgrund eines deftigen Zerrisses in einem Prog-Magazin hatte ich diesen Namen bereits erfolgreich verdrängt, doch als mir kürzlich ein befreundeter (Ex-) Musiker und ausgewiesener Yes-Fan diese Aufnahme ans Herz legte, habe ich mir diese CD dann doch zugelegt, und jetzt befinde ich mich in folgendem Dilemma: ich kann den Hauptkritikpunkt des Rezensenten - (natürlich) den Gesang betreffend - durchaus nachvollziehen (vermutlich wird er Alaska ebenso beurteilen), zumal ich selbst gern an den katastrophalen Sangeskünsten mancher Prog-Möchtegern-Sänger herumnörgele, doch ich muss zugeben, mir gefällt dieses Album durchaus und ich gehe sogar so weit, denjenigen, die mit o.g. Bands etwas anfangen können, nahezulegen, Blue Shift eine Chance zu geben. Hektische Yes-typische Passagen (mit deutlichen Steve Howe-Anleihen), wuchtige Emerson-Orgeleinlagen, schöne Akustikgitarrenparts - schon die ersten beiden Songs haben sehr viel zu bieten. Abgesehen von der überflüssigen Coverversion des Led Zeppelin-Klassikers "Immigrant song" und dem leicht schiefen "Rome" (Pisa wäre wohl ein passenderer Titel gewesen) legen Blue Shift ein sauberes, wenn auch etwas kurz geratenes Debüt vor.

Jürgen Meurer



© Progressive Newsletter 1998