CD Kritik Progressive Newsletter Nr.21 (07/1998)
Roine Stolt - Hydrophonia
(67:48, Foxtrot Records, 1998)
Eigentlich genügen nur wenige Sekunden zuhören und schon weiß man ganz genau, wer hier solistisch in die Saiten greift. Roine Stolt hat es wirklich geschafft, einen unverwechselbaren Sound zu kreieren, der über einen ausgesprochen hohen Wiedererkennungswert verfügt. In den Vorankündigungen klang "Hydrophonia" wesentlich experimenteller, als es dieses rein instrumentale Soloalbum mit viel Gefühl für schöne Melodien nun wirklich geworden ist, wobei man aber kein instrumentales Flower Kings Album erwarten sollte. Neben Roine, der Gitarre, Bass und Keyboards bedient, sind nur noch Schlagzeuger Jaime Salazar und Sopransaxophonist Ulf Wallander beteiligt. Bombast, schöne Melodien, Folk, aber auch sehr viel ruhige, getragene Teile, alles findet hier seinen Raum. Viele Passagen hätten sicherlich auch gut auf das nächste Flower Kings Album gepasst. Doch gibt es genügend Merkmale, die dieses Album abseits des eingespielten Bandgefüges rechtfertigen. Die Strukturen wirken freier, verspielter, improvisierter - einfach Jazz Rock lastiger. Es musste keine Rücksicht auf irgendwelche Gesangspassagen genommen werden, so dass neben der dominierenden Gitarre auch das Sopransaxophon genügend Entfaltungsraum abbekommen hat. So sind es nicht nur die Widmungen (u.a. Frank Zappa, Miles Davis, Jon Anderson, The Artist Formerly Known As Prince(!)), sondern auch ganz andere Einflüsse, z.B. mittelalterlicher Touch bei "Wreck of HMS Nemesis" oder ein eindringlicher Dancegroove bei "Lobsterland groove", die die Aufgeschlossenheit gegenüber anderen Musikrichtungen dokumentieren. Ein gutes Album voll schöner ruhiger Klänge und moderater, verspielter Experimentierfreudigkeit.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998