CD Kritik Progressive Newsletter Nr.21 (07/1998)

Proglive 97
(70:16, Musea, 1998)

Für was man nicht alles die Rückfahrt von einem Prog-Festival nutzen kann. Ein trockenes Auto mit Fehler In Allen Teilen, welches sich durch schüttende Weltuntergangsstimmung pflügt, bot den Rahmen für eine fahrende CD Kritik über eine CD vom einem Festival, welches letztes Jahr in Corbigny (irgendwo zwischen Paris und Dijon liegend) stattfand. Interessanterweise sind alle beteiligten Bands schon irgendwann mal von uns in vorangegangen Heften besprochen worden. Der fröhliche Folk / Neo-Prog von Minimum Vital, vokal unterstützt durch eine eigene Kunstsprache, braucht wohl nicht mehr näher vorgestellt zu werden. Deren beiden Stücke ("Brazilian light" und "Le chant du monde") sprühen wie immer vor Lebensfreude und positiver Energie. Danach unterstützt Jean Pascal Boffo, der übrigens auch das komplette Album abgemischt hat, seine akustischen Griffbettkünste mit Sampler und anderem technischen Equipment. Die vier Titel sind sehr ruhig gehalten, eher Schlummer Folk, bei dem sich leichte Müdigkeit breit macht. Quidam manifestieren mit dem über 14-minütigen "Ptone" ihre unbestreitbare Livequalität. Die perfekte Mischung aus melodischer Eleganz und progressivem Wohlklang, einfach immer wieder klasse. Der ehemalige Arrakeen Gitarrist Cyril Achard gibt mit seiner Begleitband danach um so mehr Gas. Der instrumentale, virtuose Prog-Metal zielt sehr auf Fingerfertigkeit und Power, weiß aber durchaus zu gefallen. Zum Abschluss gibt es mit "Syn" einen der stärkeren Titel der italienischen Formation Finisterre zu hören, die perfekt Italo Prog-Rock mit Folk verschmolzen haben. Alles in allem ein guter, wenn auch nicht sich aufdrängender Sampler.

Kristian Selm



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