CD Kritik Progressive Newsletter Nr.21 (07/1998)

Matter Of Taste - Chateau Obscure
(45:08, Privatpressung, 1996)

In Eigenregie produziert, alleine für die Musik verantwortlich, hat der Gitarrist/Keyboarder/Sänger Franz Wetzelberger sein ehrgeiziges Projekt "Chateau Obscure" verwirklicht. Produktion und Gesang sind okay und gelungen, schon mal die ersten Pluspunkte auf der Habenseite. Die musikalische Umsetzung erinnert mit seinen sinfonischen Elementen und kompakten Songaufbau an eine Rockoper. Der sehr hohe Melodieanteil führt Matter Of Taste auf eine Art Pfad poppiger "Light" Neo Prog, grobe Richtung: die melodische Sparte, die das ehemalige SI Label aus Holland repräsentierte. Gut anhörbar, schon beim ersten Anhören schleicht sich das Gefühl der Vertrautheit ein, Ecken und Kanten fürs Ohr wurden aber fast gänzlich weggefeilt. Allein der Anfang von "Meadows of Faun", welches nur von minimalistisch virtuoser Pianobegleitung unterstützt wird, fällt aus dem Rahmen. Ansonsten plätschert die Musik stellenweise recht anspruchsvoll dahin, ohne auf inhaltliche Höhepunkte zuzusteuern. Gut gemeint und gedacht, aber in den mitreißenden Momenten noch zu flach. Doch Mastermind Franz Wetzelsberger reißt glücklicherweise an manchen Stellen die Führung gekonnt an sich, und macht somit z.B. das fast zehnminütige "Seek of birth" durch gute Soli, Anleihen bei den frühen Saga und fesselnden Aufbau zu einem gelungenen Hörerlebnis. Die melancholische Ballade "Soon" geht ebenfalls perfekt ins Ohr. Klassische Zitate an anderen Stellen - da darf auch mal die Violine ran und opernhaft wird die Stimme geschmettert - sorgen für interessante Zwischenaspekte. Ein weiterer Vorteil der allseits schönen Melodien ist deren unweigerliche Zugänglichkeit. Damit rund 45 Minuten gute Unterhaltung, die in ihrem Tiefgang reine Geschmacksache (=Matter Of Taste) sind.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1998