CD Kritik Progressive Newsletter Nr.20 (05/1998)
Sensitiva Immagine - E tutto cominciò così...
(59:45, Kaliphonia, 1977)
Flauschig werden Keyboardteppiche ausgelegt, wimmernd schleicht darüber die Gitarre hinweg. Ein kräftiger Gongschlag beendet dieses zweiminütige "Intro", dem gleich danach noch eine ausgiebige, von virtuosen, leidenschaftlichen Tastenläufen geprägte "Overture" folgt. So voller Elan beginnen Sensitiva Immagine ihr ausgiebiges Schwelgen in südländischem Progressive Rock. Hat man sich "E tutto cominciò così..." dann ganz zu Gemüte geführt, bleiben neben den großen Gefühlen auch kleine Aussetzer an dümpelnder Einfallslosigkeit und angestaubtem Klangmaterial in der Erinnerung haften. Diese können aber den positiven Gesamteindruck nicht schmälern. So hat die fünfköpfige Kapelle 1977 ein feines Kleinod abgeliefert, welches ganz in der Tradition der Größen der italienischen Prog-Größen der frühen 70er gehalten ist. Da es diese Veröffentlichung bisher nur als teuren Japanimport gab und er nun erstmalig direkt aus Italien für den Normalpreis zu beziehen ist, dürfen sich schon mal alle Liebhaber der melodischen Variante des Italo Progs freuen. Manch fein gesponnene Idee, manch emotionale Melodie umspinnt den Hörer, und die Zeit wird unweigerlich zurückgedreht. Die über 20 Jahre alten Kompositionen haben auch heute nichts von ihrer Schönheit eingebüßt, obwohl im Rückblick einiges für heute ziemlich unspektakulär klingt, und auch der Gitarrist in seinem Versuch Steve Hackett im Stil nachzueifern, manchmal kräftig die Töne verfehlt. Wer keine altertümlichen Klänge hören mag, italienischen Gesang schon immer grausam fand und mit zu viel weinerlichen Tönen aus Gitarre und elektronischem Klangkasten seine Probleme hat, dem sei nur kurz entgegengeschmettert: Finger weg!
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998