CD Kritik Progressive Newsletter Nr.20 (05/1998)

Arena - The visitor
(61:45, Verglas Music, 1998)

Nicht ganz zu Unrecht gehen bei Arena die Meinungen über deren musikalische Qualitäten stark auseinander. Für die einen setzen sie erfolgreich die Linie fort, die Marillion seit langer Zeit verlassen haben, die anderen sehen in ihnen nur ein weiteres geklontes Neo Prog Projekt, bei dem Clive Nolan (u.a. Shadowland, Pendragon, Stangers On A Train), der ungekrönte Tastenkönig der austauschbaren Töne, seine Finger im Spiel hat. Da meine persönliche Einschätzung irgendwo dazwischen liegt und man wirklich neidlos anerkennen sollte, dass Arena in ihrem Genre bisher immer qualitativ gute bis sehr gute Alben abgeliefert haben, fällt die Bewertung von ihrem Konzeptalbum "The visitor" weitgehendst positiv aus. Das fängt beim sehr guten Artwork an, für dass Hugh Syme, der schon exzellente Cover für Rush oder Megadeth entwarf, verpflichtet werden konnte. Auch musikalisch haben sich die Briten weiterentwickelt. Sicherlich gehen sie über weite Strecken auf Nummer Sicher, aber dennoch sind neue Ideen vorhanden. "The visitor" ist wesentlich abwechslungsreicher als der Vorgänger "Pride", ungewohnt viele leise Zwischentöne und wesentlich aggressivere Parts als bisher gewohnt geben dem Album mehr Eigenständigkeit und Atmosphäre. Dennoch gibt es natürlich auch wieder genügend einprägsame Melodien, voluminösen Bombast und Pathos, wobei sich Gitarrist John Mitchell, der manchmal an David Gilmour erinnert, sehr gut in Szene setzen kann. Negativ fällt leider wieder der präzise, aber recht unvariable und emotionslos dahingetrommelte Stil von Mick Pointer auf. Auch gibt es ein Wiederhören mit einigen Melodielinien, die man bereits in leicht abgeänderter Form auf den anderen Studioalben gehört hat. Im direkten Vergleich mit IQs "Subterranea" müssen Arena sich zweifelsohne geschlagen geben. Die britischen Kollegen von Pendragon lassen sie mit "The visitor" jedoch langsam aber sicher hinter sich und dürften für viele ein weiteres überaus anhörenswertes Werk aus dem Bereich des melodischen Neo Progs abgeliefert haben. Leider werden Arena erst Ende November ihr Konzeptalbum mit spezieller Bühnenshow vorstellen. Also, noch etwas Geduld.

Kristian Selm



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