Stil: Symphonic
Soniq Theater - Guitarissimo
(58:45, Privatpressung, 2015)
Mittlerweile ist Alfred Mueller alias Soniq Theater schon bei Album Nummer 15 angekommen. Da kommt natürlich mit der Zeit eine gewisse Routine auf. Und so legt man dann die CD mit der Erwartungshaltung auf, dass es halt wieder die typische Soniq Theater Musik wird.
Der Albumtitel sorgt zwar zunächst für Irritation angesichts der Tatsache, dass Müller beinahe ausschließlich mit Tasteninstrumenten agiert, aber es wäre ja nicht das erste Mal, dass man durch Albumtitel oder –cover in die Irre geleitet wird. Doch schnell wird klar, dass dieser Titel durchaus Sinn macht. Sogar sehr viel Sinn. Denn – und das ist Premiere – Soniq Theater ist in diesem Fall tatsächlich ein Duo, Müller findet auf jedem Song Unterstützung von Gitarrist Stefan “Groby“ Grob. Und das nicht nur beiläufig, sondern durchaus in prominenter Rolle. Die nächste überraschung: die Songs stammen aus dem Jahr 1990, und erst jetzt hatten sich die Beiden abgesprochen und entschieden, dass man das Material veröffentlichen sollte.
Natürlich gibt es nach wie vor die typischen Muellerschen Songstrukturen, die hymnischen Parts und die programmierten Rhythmen. Aber als ausgesprochen belebendes Instrument kommt eben jetzt die Gitarrenarbeit hinzu. Außerdem stammen einige Titel auch aus der Feder von Stefan Grob bzw. sind die meisten Songs Co-Produktionen, und damit unterscheidet man sich schon mal wesentlich von den restlichen Soniq Theater Werken. Doch das Gitarrenspiel sorgt nicht immer nur für Bombast-Anreicherung, sondern wird auch mal dezent eingesetzt.
Und es sind nicht immer nur fetzige E-Gitarrensoli, die überzeugen, sondern auch mal Ausflüge an der akustischen Gitarre. “Moon in June“ erweckt den Eindruck, als ob die beiden Protagonisten Yes auf ihrer 90125-Tour gut beobachtet haben, denn dieses Zusammenspiel von Gitarre und leisem Synthi-Teppich klingt wie eine Adaption des Rabin-Solos mit Tony Kaye im Hintergrund (“Solly’s Beard“). Und auch atmosphärische Keyboards sind diesmal am Start, so dass Mueller insgesamt eine veritabe überraschung gelungen ist.
Wer weiß, vielleicht kommen zukünftig noch mehr Gäste hinzu, und Mueller findet wieder Gefallen an einer Arbeit mit einer Band? Wie wäre es mit “Rachel’s Second Birthday“?
Jürgen Meurer (10/15 Punkte)
© Progressive Newsletter 2015