CD Kritik Progressive Newsletter Nr.19 (03/1998)
Casa Das Máquinas - Lar de Maravilhas
(43:36, Cast, 1975)
Eine südamerikanische Kapelle singt unter melodiösem Himmel portugiesische Verse. Dazu serviert sie uns einen progressiven Rock, der mit erstaunlich gut geratenen Drums und einem vollen, aber unauffälligen Bass angerichtet ist. Man hätte dem Sänger ruhig mehr Urlaub geben können. Der erste Song rein instrumental wäre ein Vergnügen. Der Titelsong beginnt als Flamenco, wird aber schnell zum Rock. Schon erstaunlich, woraus der südamerikanische Mix besteht. Da gibt es eine große Menge romantischer Melodien, die für ein paar Sekunden zum Prog aufbrechen, und dann den Sänger wieder ans Mikro lassen. Der scheint geradenwegs aus einem Schwulenlokal zu kommen, und verzuckert mit seiner geölten (sic!) Stimme schwülstig den milden Prog. Dem verlangt es aber nicht nach Zucker, sondern nach scharfem Pfeffer. Hart rockende Gitarren werden von schweren Keys eingepackt, progressive Ansätze gut voran gebracht, bis der Sänger... (Verdammt! Diese Arschgeigen von Sängern! Gebt Ihnen einen Tritt!) Sanft lyrische Parts werden von den perfekten Drums in den epischen Rock getrieben. Und nirgends gibt es kompositorische Ausfälle, abgesehen von einigen mainstreamigen Refrains, die schon mal des Guten zuviel sind. Es gibt Passagen, die schreien geradezu nach Ausbrüchen, atonalen Stakkato-Orgien. Schöne, zuckerkranke Musik. Als Hauptgericht zu süß - ist wohl 'ne Nachspeise.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 1998