CD Kritik Progressive Newsletter Nr.19 (03/1998)

Beggars Opera - Act One
(50:04, Repertoire Records, 1970)

Ende letzten Jahres mussten die sehnsüchtig wartenden Freaks auf das lang angekündigte Reissue dieses ersten Albums eine harte Geduldprobe erleiden. Lady Di hatte die Presswerke an die Wand gefahren, auch Repertoire musste sich hinten angestellt sehen und die CD-Fangemeinde vertrösten. Doch nun hat das Warten ein Ende. Die Platte ist da, zum Trost mit zwei Bonustracks - "Sarabande" und "Think", einer Single von 1971. Im Bonusheft plaudert Chris Welch über die Geschichte der Band, dazu gibt's ein paar Fotos. Sehr schön gemacht. "Poet and Peasant" (7:11) und "Light Cavalry" (11:55) sind Franz von Suppé-Kompositionen, klassischer Background lässt sich also ausmachen. Und tatsächlich klingen die sieben Songs nach Klassik und Deep Purple plus Prog. Wer Hardrock aus klassischen Kompositionen presst, muss gut sein. Und Beggars Opera waren gut. "Raymonds Road" (11:49) ist unheimlich spannend und kraftvoll. Die Orgel bestimmt die Melodien, Mellotron ist zwar auch, but less. Der Sänger ist keine Niete. Der Gitarrist haut kräftig in die Saiten und bringt mit dem unauffälligen Bassmann den Deep Purple-Vergleich. Dem Drummer müssen die Pfoten weh getan haben nach vollbrachter Arbeit, was er so aus den Fellen getrommelt hat, macht sich gut. So gut, dass Keith Emerson "Poet and Peasant" gecovered hat. Von Psychedelic keine Spur, die Band war auf einem anderen Trip. Stellenweise hört sich das fast instrumentale Album (viel Musik, wenig Text) etwas ernst an, die musikalische Konzentration ist jedem Ton anzuhören, doch wirkt nix gekünstelt, sondern homogen und inspiriert. Die Leute wussten, was sie taten - und sie hörten ihrerseits sehr viel Musik. Das höre ich heute noch.

Volkmar Mantei



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