CD Kritik Progressive Newsletter Nr.19 (03/1998)
Zapotec - Not of sound mind
(54:17, Privatpressung, 1995)
Zum Glück findet man beim Durchforsten und Anhören der zahllosen (und leider oft minderwertigen) Produktionen aus aller Herren Länder glücklicherweise immer noch Scheiben, die einem im Glauben an gute Musik hoffen lassen. Freakshow Initiator Charly Heidenreich ist es zu verdanken, dass diese überaus lohnenswerte Scheibe in meine Händen geraten ist. Zapotec bestehen aus dem Gitarristen Bill Curtis, der Violinistin Anna Hubbell, dem Bassisten Mike Galway und dem Schlagzeuger Jim Sullivan, stammen aus Baltimore und bieten eine instrumentale Tour de Force, die deutlich von King Crimson ("Red" Phase) und Magma beeinflusst wurde. In explosionsartigen Emotionsausbrüchen tritt das Schlagzeug aus seiner Rhythmusrolle auf einmal in den Vordergrund, die Violine duelliert mit der Gitarre und der Bass steuert mal groovig, mal funkig in Slaptechnik gespielt, scharf akzentuierte Sprenkler ein. Gefühl und Atmosphäre bestimmen die wohldosierte Mischung aus moderatem Tempo, instrumentaler Dramatik und schrägen Tönen. Allein die stellenweise etwas diffuse und schwachbrüstige Tonqualität trübt den Ohrenschmaus. Doch stampfende Rhythmen und dem Jazzrock entliehener Variationsreichtum machen dieses Manko wieder wett. Sicherlich ist Zapotec für manche schon recht starker Tobak, die Abgedrehtheit solcher Combos wie Happy Family und Deus Ex Machina wird aber bei weitem nicht erreicht.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998