CD Kritik Progressive Newsletter Nr.19 (03/1998)
Citizen Cain - Raising the stones
(72:03, Cyclops, 1997)
Und dann waren sie zu zweit. Citizen Cain agieren auf "Raising the stones" nur noch als Duo. Ob die Loslösung vom lupenreinen Genesisklon und die damit verbundenen wesentlich eigenständigeren Ideen eine Ursache der Trennung von den anderen Bandmitgliedern war, kann nur vermutet werden. Dagegen ist eine offensichtliche Auswirkung des Gesundschrumpfungsprozesses die Tatsache, dass jetzt ein Drumcomputer den Takt vorgibt. Was geblieben ist, sind die recht extensiven, teils langatmigen Lieder. Es entsteht manchmal der Eindruck, als ob Citizen Cain durch längere Laufzeit ihren musikalischen Ausführungen mehr Inhalt verleihen möchte. Eine Straffung mancher Wiederholung hätte hier sicherlich nicht geschadet. Dafür zieht man immer noch die Schublade Neo Prog made in Great Britain, an dieser Stelle mit deutlichem Keyboardüberhang. Dennoch sind die zwei Schotten auf der einen Seite ruhiger, folkiger, sogar eine Spur düsterer geworden, um aber an anderer Stelle durch Komplexität und Tempo zu beeindrucken. Es fehlt weder an kleineren Reminiszenzen zur Klassik, sowohl in Liedaufbau, als auch in Instrumentierung (Spinett), wie ebenfalls eine gelungene Balance zwischen den temporeichen Keyboardsoli Stewart Bells und dem etwas grobschlächtig wirkenden Gesang von Xyrus gefunden wurde. Obwohl man den Eindruck nicht losbekommt, dass wie so oft weniger mehr gewesen wäre, ist "Raising the stones" zweifelsfrei das kompakteste, abwechslungsreichste und ausgereifteste Album von Citizen Cain.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998