CD Kritik Progressive Newsletter Nr.19 (03/1998)

Azahar - Elixir
(37:54, Fonomusic, 1977)
Azahar - Azahar
(38:41, Fonomusic, 1979)

Aus dem Land der Toreros (herrlich, hundertmal gehörte Klischees zu verwenden) beglückt uns zum ersten Mal auf CD-Format die formidable Kapelle Azahar, und dies gleich im Doppelpack. "Campos de Azahar" eröffnet auf "Elixier" mit flauschigem Untergrund die Zeitreise. Alsdann schleudert emotionsgeladen Dick Zappala beim folgenden "¨Que mal hay, Señor Juez" seine spanisches Texte unters Volk, doch zumeist geben die Instrumentalisten die Richtung vor. Erstaunlicherweise hat das Schlagzeug völlige Sendepause (um's deutlicher zu sagen - es gibt keins! Anmerkung El Supremo), was aber nicht unbedingt negativ auffällt, da die bombastischen Kompositionen auf weichen Synthesizerklängen gebettet wurden, über denen sich majestätisch die Gitarre erhebt. So klingen "Mercaderes" oder auch "Cantaros de fuego" über weite Strecken nach Mike Oldfields Frühwerken. Der das Album abschließende Longsong "Viaje a Marruecos" verfeinert diese Anleihen noch mit orientalischem Anstrich. Komischerweise hat der Nachfolger aus dem Jahre '79 keinen Namen abbekommen, dafür hat die Band das Schlagzeug entdeckt, und sich vom großen Vorbild Oldfield gelöst. Beim Opener wird, von zuckersüßen Keyboards untermalt, zuerst einmal "Expresso A Ketama" geschlürft. Einige griffigere Gitarrenriffs verleihen dem schwarzen Getränk den nötigen Pfiff. Und weil's so nett bei Ketama war, gibt's das gleiche Gebräu in einer Variation nochmals zum Abschluss. Doch weiter in der Reise durch Spanien. Während bei "La naranja y el limon" die Toreros einmarschieren, hat die Flamencogitarre zu Beginn von "Zahira" einen kurzen Gastauftritt. Die Mischung aus südländischer Folklore und ruhigen, synthetischen Soundteppichen weiß zu gefallen, wenn sie auch keine überschäumende Begeisterung auslösen kann. Da das Quartett aber seine Hausaufgaben gemacht hat, und hauptsächlich auf Instrumentales vertraut, bekommt man leicht verdauliche Melodien mit genügend Schmackes, ganz im verträumten Stil der späten 70er zu Gehör. Eine sich in immer höhere Sphären schraubende Gitarre, und schmachtende Keyboards geben sich die Hand. Olé España!

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1998