CD Kritik Progressive Newsletter Nr.19 (03/1998)
Stranafonia - Per un vecchio pazzo
(43:08, Lizard, 1996)
Es ist doch einfach schön, wenn man genau das bekommt, was man will. Da der Progressive Rock ja zum Großteil eh nur davon lebt, alte Zutaten in neuem Gewand wieder aufzukochen, freut man sich besonders, wenn, wie bei dieser CD, Altbekanntes frisch serviert wird. Bei Stranafonia ist dies feinster Italo-Prog der alten Schule. Das heißt, Hard Rock und Progressive Rock Elemente wurden in italienischer Leidenschaft, zusammen mit Quietscheorgel, fetziger Gitarre und ausdrucksstarkem Gesang, verkocht. Weder neu, noch innovativ, doch das Quartett aus Bologna drückt voller Wonne auf Hammond und Synthesizer und lässt die Gitarre in altbekannte Höhen enteilen. Leider gerät bei den Jungs auch manchmal der überschäumende Enthusiasmus völlig außer Kontrolle. Dann stolpern die Übergänge und Tempoverschärfungen einfach vor sich hin, und durch fehlendes Timing verblasst mancher Ideenreichtum. Euphorische Dramatik fängt dieses Manko an mancher Stelle jedoch gleich wieder auf, die angestaubten Klänge nehmen den Hörer gefangen, und bringen Kopf und Haare (sofern noch welche vorhanden sind) zum munteren Mitwippen. Ganz dem Motto "Back to the roots" folgend, will man bei Stranafonia gar nichts Neues versuchen, so dass man als Liebhaber der südeuropäischen Spielart des Progressive Rocks eine gelungene Kopie alter Klassiker bekommt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998