CD Kritik Progressive Newsletter Nr.19 (03/1998)
Nightwish - Angels fall first
(51:45, Spinefarm Records, 1998)
Nachdem die Breakfaktoren und der Härtegrad im Metalbereich ausgereizt zu sein scheinen, kommt es in letzter Zeit immer mehr in Mode, mit klassischen Gesang den brettharten Strukturen den letzten Pfiff zu verleihen. Auch in Finnland scheint man von dieser Entwicklung Wind bekommen zu haben, und so heißt es bei Nightwish nicht nur klischeemäßig in die Saiten gegriffen, sondern den Sound mit klassischen Elementen (und dies nicht nur im Gesang) kräftig aufzupeppen. Dass diese Rezeptur recht erfolgreich zu sein scheint, beweist eine Platzierung unter den Top 40 der finnischen Charts mit dem leicht balladesken Titel "The carpenter". Atmosphäre wird in Zeiten von Tiamat oder The Gathering groß geschrieben, wobei die Mixtur bei Nightwish jedoch eher straight wirkt, und sich beim klassischen Gesang auf Dauer ein gewisser Ermüdungs-, fast schon Entnervungseffekt einstellt. Dennoch halten sich Gitarrenhärte und Keyboardmelodik im Gleichgewicht. Ein paar akustische Sprenkler an Gitarre und Flöte hier und da - das Zurechtfinden in "Angels fall first" fällt relativ leicht. Die Extreme sind längst ausgereizt, die Rückbesinnung zum melodischen, aber modernen Metal erfährt hier seine praktische Vollendung. Allein mit dem recht gewöhnungsbedürftigen Gesang dürfte so mancher seine Schwierigkeiten haben. Kein Meilenstein, aber überaus solide Handwerkskunst.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998