CD Kritik Progressive Newsletter Nr.19 (03/1998)

Ave Rock - Ave Rock
(40:45, PRW, 1974)

Die Ausnahme von der brasilianischen Regel heißt Ave Rock. Die gibt uns den harten Rock aus der ersten Hälfte der Siebziger dynamisch UND verspielt. Die Teclados klingen nach The Nice und wie die Orgel aus den Keys eben kommen sollte. "Dejenme Seguir", erster von fünf Songs wechselt zwischen entspannten und harten Passagen. Nix falsch verstehen, nix Metal. Tasten haben trotz Dominanz der beiden Gitarren mehr als Begleitfunktion. Vor allem in "Viva Belgium", dem dreizehnminütigen und angenehm komplexen Instrumental, dem eine unglaubliche Melodie Leben gibt, und der Ballade "Absence" kommen Tasten zum Einsatz. Über allem schwebt der Charme, der dem Rock anhaftete, als er noch jung und trotz komplexer Musikalität irgendwie lustig und unbeschwert war. Ave Rock ist ein jungfernhaftes Highlight, es klingt betörend gut und reagiert stellenweise störrisch und albern. Wie meine Mutter früher sagte: "Etwas mehr Antrieb, Einsatz, Schnelligkeit...!" Nun weiß ich, was sie meinte. Irgendwie steckt in dem ganzen viel Energie, mal ungezügelt wild und dann verschüchtert und unsicher. Geht liebevoll mit der Musik um, sonst könnt ihr sie nicht erobern. Ach ja...

Volkmar Mantei



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