CD Kritik Progressive Newsletter Nr.19 (03/1998)

Graphic Nature - Graphic Nature
(63:26, Privatpressung, 1996)

Schon wieder eine Supergroup?! Die Gitarrenriffs von Led Zeppelin, die Chromatik von King Crimson, verfeinert mit der Lyrik und Psychedelia von Pink Floyd, dazu noch bluesiger Gesang, der an Jim Morrison von den Doors erinnert. Sagt zumindest das Infoblatt der Band. Des weiteren haben Graphic Nature immerhin auch noch einen Bandwettbewerb gewonnen, durch den sie an einem der größten Open Air Festivals der U.S.A., dem Summerfest von Milwaukee teilnehmen durften, aber letztendlich klaffen Anspruch und Realität trotzdem auseinander. Okay, die Gitarre klingt stellenweise etwas nach Jimmy Page, der progressive Hard Rock kommt sehr kraftvoll, produktionstechnisch jedoch etwas flach herüber. Jegliche Ähnlichkeit zu Jim Morrison sucht man jedoch vergeblich, und seit wann Pink Floyd so in die Saiten hauen, ist mir auch neu. Graphic Nature geben einfach kräftig Gas, lassen die Saiten straight und rockig krachen, aber trotz einiger nette Ansätze (Breaks, schräge Takte, fetzige Gitarrensoli) ist das Überraschungsmoment nicht so riesig, als dass einem beim Zuhören ständig die Kinnlade herunterfällt. Dass Potential vorhanden ist, beweisen die Longsongs. "So below" traut sich nach einem düsteren, schwerfälligen Beginn in einen atmosphärischen Zwischenteil, der in einem expressiven Gitarrensolo gipfelt. Die rund 10 Minuten werden von einem langsamen Groove dominiert, inhaltliche Geschlossenheit und der progressive Touch sind stimmig. "Blur on the highway" lässt die Slide Guitar in gefühlvolle Höhen steigen. Leider ist das Material trotz einiger guter Ideen insgesamt zu uneinheitlich, obwohl man sich gegen Ende des Albums immer mehr steigert. Licht überwiegt den Schatten beim Debüt von Graphic Nature, somit insgesamt ein nettes, aber sich nicht aufdrängendes Album.

Kristian Selm



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