CD Kritik Progressive Newsletter Nr.19 (03/1998)

Afterlife - Afterlife
(50:33, Mooseknuckle Productions, 1996)

In den großen Heavymagazinen (Rock Hard, Heavy Oder Was?!, Burrn!) hat das Trio aus Kalifornien bereits mit ihrem ersten Demo für einige Furore gesorgt (siehe auch "News & Gerüchte" PNL Nr.16). Jetzt wird mit etwas Verspätung der erste Longplayer nachgelegt. Woher die Einflüsse kommen, wird spätestens dann klar, wenn Bassist Jarrod Cox seine Stimmbänder bemüht: Geddy Lee bzw. Rush fast in Reinkultur. Kein Wunder, denn die drei tourten als Rush Tribute Band Caress Of Steel durch den Westen, und genauso so klingt auch ihre Musik. Mit den Klängen, die die drei aus Toronto vor über 20 Jahren berühmt machten, versuchen Afterlife heute die guten alte Zeit des progressive Hardrocks noch einmal aufleben zu lassen. Die Anspielungen an das große Vorbild werden nicht nur augenzwinkernd eingesetzt, fast meint man, eine verschwundene CD von Rush entdeckt zu haben. Der Einfluss reicht von den frühen, mehr gitarrenlastigeren Zitaten, bis hin zu der Phase Anfang der 80er, als langsam die Keyboards die Oberhand bei den Kanadiern gewannen. Zwar erreichen Afterlife nicht deren Aggressivität, Brillanz und Abwechslungsreichtum; wesentlich moderater, aber trotzdem mit einigen packenden Ideen, zeigen hier drei Berufsmusiker ihre Qualitäten. In meiner internen "Bands-die-nach-Rush-klingen"-Rangliste liegen sie nach Tiles und den US Boys von Quest auf einem guten dritten Platz. Alles in allem eine wohltuende Abwechslung zu den momentan den Markt überschwemmenden Prog Metal Combos, die meistens nur technisch anspruchsvoll gespielte Selbstgefälligkeit bieten, eine innere Struktur aber völlig vermissen lassen.

Kristian Selm



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