CD Kritik Progressive Newsletter Nr.18 (01/1998)
Clepsydra - Fears
(62:55, InsideOut, 1997)
Glücklicherweise gibt es noch Bands, auf die man sich verlassen kann. Der dritte Longplayer "Fears" von Clepsydra bietet genau das, was man von den Schweizern erwarten durfte: wunderbar melodischer Neo Prog, wobei man sich gegenüber "More grains of sand" nochmals in den Kompositionen etwas gesteigert hat. Geblieben sind zum einen der gute englischsprachige, wenn auch deutlich mit italienischem Akzent versehene, Gesang von Aluisio Maggini, zum anderen hat die Band zwar durch den Wechsel an den Gitarrensaiten mit Lele Hofmanns weinerlicher Spielweise ein prägendes Stilmittel verloren, aber der neue Saitenakrobat Marco Cerulli offenbart sich als guter Ersatz, obwohl er manchmal verdächtig nach Steve Rothery klingt. Geblieben sich ebenfalls die bombastischen Momente und der hohe Melodieanteil, manchmal vielleicht eine Spur zu zuckersüß und harmlos, wodurch Clepsydra aber auch für Nicht Proggies anhörkompatibel sind. Um die Spannung auf der gesamten CD aufrechtzuerhalten, bieten Clepsydra mit "Daisies in the sunshine" ein akustisches Instrumental, welches sich wohltuend vom sonstigen Neo Prog Bombast abhebt. Ein weiterer Pluspunkt, wie schon bei den Vorgängern, ist das Gefühl für schöne Melodien, die den direkten Weg in die Gehörgänge finden, sowie immer wieder das geschickte Einstreuen von gelungenen Instrumentalsprenklern an Gitarre und Keyboards. Wem Clepsydra bisher gefallen hat oder generell eine Vorliebe für melodischen Neo Prog hat, kann bei dieser Produktion bedenkenlos zugreifen. Für das Frühjahr wurde übrigens eine Tour in Aussicht gestellt, die am 27.Februar im holländischen Hellendoorn beginnt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998