CD Kritik Progressive Newsletter Nr.18 (01/1998)

Tisaris - The power of myth
(45:20, PRW, 1997)

Dass es selbst in Ländern wie Brasilien eine vielfältige Prog-Szene gibt, erstaunt auf den ersten Blick. Hat man sich jedoch durch das Angebot aus Südamerika durchgehört, so wird recht schnell klar, warum es bisher nur ganz wenige Bands geschafft haben, ihre Popularität über den Atlantik zu retten. Auch Tisaris werden mit ihrem dritten Werk "The power of myth" keine Bäume ausreißen, selbst wenn dieses Album den dritten Teil eines groß angelegten Konzeptes darstellt, denn der Deckmantel eines Konzeptes kann eine gewisse Ideenlosigkeit nicht kaschieren. Trotz atmosphärischem Beginn und südamerikanischen Rhythmen erleidet die Musik, sobald sie an Fahrt gewinnt, unweigerlich Schiffsbruch. Unausgewogener Sound, mittelmäßiger, ausdrucksloser Gesang und variationslose Schlagzeugarbeit sorgen für inhaltlichen Leerlauf. Dem Neo Prog "Made in Brazil" fehlt es an Überraschungsmomenten, die Produktion wirkt über weite Strecken blutleer und steril. Zwar kann man, besonders bei den Instrumentaltiteln wie z.B. "Heroes", und vor allem dem sehr druckvollen "Killers", uneingeschränkt überzeugen, man spürt hier förmlich, dass sich die Band wirklich Mühe gegeben hat, dennoch fehlt es letztendlich an wirklich guten, zündenden Ideen. Leider flüchtet man sich gerade in den Instrumentaltiteln zu viel in Atmosphäre, als dass man auf die Songentwicklung und ansteigende Spannung acht gegeben hätte. Zwar ist die Musik von Tisaris letztendlich nicht ganz so schlecht, wie es diese harschen Worte darstellen (Doch! Anm. El Supremo), aber im Gesamteindruck gehen die 45 Minuten recht glanzlos vorbei, ohne dass etwas Nachhaltiges in Erinnerung bleibt.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1998