CD Kritik Progressive Newsletter Nr.18 (01/1998)
PTS - Campaign
(60:52, Privatpressung, 1996)
Zeit 10 Jahren existieren die holländischen PTS, die in ihrer Heimat eine feste Größe sind, und auch auf reichhaltige Liveerfahrung zurückblicken können. Neben einigen Headliner Tourneen spielten sie bereits im Vorprogramm von u.a. Marillion, Fish, Arena und John Wetton. "Campaign" ist nun ihr drittes Studiowerk, wobei sie sich stilistisch von reinen neo-progressiven Wurzeln gelöst haben, und sowohl straightere, rockigere Einflüsse, wie auch Saxophon und weiblichen Background Gesang hinzugefügt haben. Pluspunkt der Band ist eindeutig der sehr gute Gitarrist Ron van Kruistum. Immer wenn er gefühl- oder kraftvoll in die Saiten greift, gewinnt die Musik an Volumen und Ausdruckskraft. Ansonsten vertraut man bei PTS meist auf Altbewährtes. Eingängige Melodien und moderne Sounds lassen sich nur schwer unter dem etwas zu großspurigen Deckmantel des Progressive Rocks einordnen, denn Komplexität sucht man vergebens, obwohl man ihnen den Willen zu anspruchsvollen Ideen nicht absprechen kann. Handwerklich und kompositorisch ist "Campaign" überdurchschnittlich gut, doch will der letzte Funke nicht überspringen, da Ecken und Kanten fast gänzlich geglättet wurden, der Musik von PTS somit auch der Biss fehlt. Die Holländer sind zwar kein Lieferant von biederer Hausmannskost, doch werden sie es schwierig haben, sich gegen andere melodische Konkurrenz durchzusetzen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998