CD Kritik Progressive Newsletter Nr.18 (01/1998)

Bi Kyo Ran - A violent music
(53:21, Freiheit Inc, 1997)

Die Mannen um den Sänger / Gitarristen Kunio Suma begannen als Coverband von King Crimson, was stilistisch auch bei ihrer aktuellen Veröffentlichung immer noch durchschimmert. Sonstige Informationen zu ihrem neuesten Werk fehlen völlig, da das Booklet fast nur mit Schriftzeichen aus Fernost übersät ist. Deswegen bleibt auch der Originalname des Albums im Dunkeln, hilfreiche Übersetzungen bitte an die Redaktionsadresse. Neben dem Einfluss von King Crimson, was vor allem bei den teils sehr sperrigen Eigenkompositionen zur Geltung kommt, vertraut man auch auf die Sprunghaftigkeit von Gentle Giant. Gerade der für japanische Verhältnisse noch zumutbare Gesang lebt von einer Willkür, die so gar nicht ihren Weg in die Gehörgänge finden möchte. Auf Dauer führt dies dazu, dass ich immer recht froh bin, wenn die Instrumentalabteilung sich mit verzahnten Dynamiksprüngen ihren Weg bahnt. Denn was zählt sind allein die Taten, nämlich die Musik, und die ist bei Bi Kyo Ran von einem gewaltigen Kaliber. Keyboarder Noriyuki Kamiya greift da auch gelegentlich mal zum Mellotron. Sounds, die fast wie eine Marimba klingen, weisen Anspielungen an Frank Zappa auf. Gibt die Rhythmusabteilung Vollgas wird fast der Abgedrehtkeitsfaktor von Anekdoten erreicht. Der zweite Titel ist dafür ein Paradebeispiel. Ein fetter Bass im Chris Squire-Sound rundet den positiven Gesamteindruck ab. Doch ist die Musik der vier Japaner in weiten Teilen derart komplex, aggressiv und wenig zugänglich, dass die Dauerberieselung große Anforderungen an den Zuhörer stellt. Diese Art von inhaltlichem Freistil fordert den Weg in die Nervenheilanstalt oder extremes Mitausflippen ohne Rücksicht auf die Bandscheiben und Nackenmuskulatur.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1998