CD Kritik Progressive Newsletter Nr.18 (01/1998)

Mats/Morgan -The music or the money...
(48:42 + 46:22, UAE, 1997)

Schwebende Drums führen in eine seltsam lyrische Musik. Herkömmliche Rockstrukturen stranden an diesen eloquenten Melodien, die wie z.B. im zweiten Song "Coco" der ersten CD (Disc Mats) zwischen beatlesken Strukturen und einer unheimlichen und beeindruckenden, abstrakten Stimmung wechselt. "I wanna" bietet Avantgarde Rock pur, wie ihn die seligen Samla Mamas Manna ihrer Zeit besser nicht kreiert haben. Canterbury Anklänge geben der ausgeglichenen Produktion einen treibenden Kick. Erste elektronische Anklänge in "Daisy" verraten, wie die zweite CD gestrickt ist. Dort werden schwere Kompositionen vor allem elektronisch intoniert. "Daisy" jedoch entwickelt sich zu einem sehr jazz-inspirierten Stück, das in komplizierter Rhythmik ähnlich und doch ganz anders als auch "Sylox" brilliert. Freitonale (will nicht sagen: atonale) Akkorde verweisen auf Verwandtschaft zu Lars Hollmer, dem ebenfalls schwedischen und Ex-Samla Musiker, der gleichfalls folkverbunden und sensibel (ge)arbeitet (hat). Manche Passagen wünschte ich mir vielleicht etwas straffer und lebendiger. Aber schnell lösen sich diese Passagen auf, und werfen wie von Zauberhand hier ein zappaeskes Solo ("Hjortron fran Mars"), dort einen genial abstrakten, rhythmisch äußerst komplexen, plötzlich aufbrechenden Instrumentalteil ("Baader puff") hin. Mit "Watch me pleasure" beginnt die zweite CD (Disc Morgan) in Hochgeschwindigkeit. Morgan Agren (dr, key) wird seinen Instrumenten gerecht, und lässt diese hauptsächlich den zweiten Teil bestimmen. Die Melodien werden noch abstrakter, die Produktion muss den Terminus Rock ganz abgeben. Neutöne bestimmen die CD. Nicht nur "Griefen" ist wirklich atonal. Mit vollem Klang solieren Cello und Bassoon. Das ist Musik für Experten. Äußerste Konzentration ist vonnöten, um Beat und Struktur nachvollziehen zu können. So verstehe ich komplexe, nicht völlig freie Genialität. Es dürfte für Mats/Morgan schwer sein, da einen drauf zu setzen.

Volkmar Mantei



© Progressive Newsletter 1998