CD Kritik Progressive Newsletter Nr.18 (01/1998)
Fruitcake - One more slice
(57:48, Cyclops, 1997)
Es gibt Bands, da hört man sich durch die CD, fühlt sich angenehm unterhalten, im nachhinein ist aber nichts hängen geblieben. Die norwegischen Fruitcake gehörten für mich mit ihren bisher drei Veröffentlichungen in diese Kategorie, und so hatte ich beim Anblick von "One more slice" nur den Aha-Effekt (Aha, mal wieder was Neues von dieser Band), aber nur geringe Hoffnung auf Besserung. Die Strafe folgte auf dem Fuße. Im Infoblatt der Plattenfirma wird der neueste Erguss als "musikalische Entwicklung und progressive Entwicklung" angekündigt. Mit gewissen Einschränkungen darf ich an dieser Stelle zustimmen. Fruitcake haben sich entschlossen ihren melodischen, leicht düsteren Neo Prog in längere Kompositionen zu verpacken, und endlich ihren Stil durch Zitate aus den 70ern (im Sound und vor allen bei den Keyboards) und längere Instrumentalteile anzureichern. Geblieben sind Songs im Mid Tempo-Bereich, und der immer noch recht emotionslose und monotone Gesangsstil von Schlagzeuger Pål Søvik. Jedoch erweist sich der neue Gitarrist Robert Hauge als Glücksgriff, da er doch eine wesentlich härtere Spielweise bevorzugt. Fruitcake sind keineswegs heavy, dennoch hat ihnen dieser kleine Schuss Aggressivität gut getan. Vielschichtigere Kompositionen, die zwar auf bekannte Zutaten zurückgreifen, aber nicht schon nach jedem Ton erahnen lassen, wohin die Reise geht, sorgen für einige gelungene Überraschungseffekte. Damit gehört Quartett zwar immer noch zur zweiten Garde der Neo Prog Fraktion und auch die Produktion (besonders das Schlagzeug) klingt stellenweise schwammig, eine deutlich nach oben zeigende Formkurve lässt jedoch die Hoffnung reifen, dass doch Potential vorhanden ist.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998