CD Kritik Progressive Newsletter Nr.18 (01/1998)

Esthetic Pale - Tales from an ancient realm
(57:49, Privatpressung, 1997)

Endlich scheinen sich auch deutsche Prog-Bands vom meist ewig gleich klingenden neo-progressiven Einerlei zu lösen, um sich befreit in musikalisch neue Richtungen zu orientieren. Die süddeutsche Band Esthetic Pale zeigt auf ihrem selbstproduzierten Debüt, welches laut Bandaussage eigentlich noch mehr Demo Charakter besitzt und zur Hälfte aus Studio-, wie Liveaufnahmen besteht, eine Faible für ein breites musikalisches Spektrum, das sich auch manchmal zum Folk Rock oder zur kraftvollen, balladesker Rockmusik hinbewegt. So vielschichtig die verschiedenen Einflüsse, die von Eloy ("The approach") bis hin zu Mike Oldfield (Schlussteil von "Esthetic Pale") reichen, so lebt die Musik neben dem sehr starken, zweistimmigen weiblichem Gesang, vor allem von Atmosphäre und der Suche nach Eigenständigkeit. Der Gesamtsound bleibt abwechslungsreich, aber dennoch nachvollziehbar; melodische Ansätze stehen im Vordergrund, trotzdem geht es ab und zu auch mal verschachtelt zu. Esthetic Pale als reine Progressiv Rock Band zu bezeichnen würde den Gesamteindruck in eine falsche Richtung lenken, denn die sanften bzw. rockigen Klänge überwiegen deutlich vor instrumentaler Ausgelassenheit. Fazit: ein interessantes Debüt, womit die Band eine solide Grundlage für weitere Veröffentlichungen legt.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1998