CD Kritik Progressive Newsletter Nr.18 (01/1998)
Discolor - Discolor
(57:50, September Gurls Records, 1997)
Das deutsche Label September Gurls Records entwickelt sich immer mehr zum Sammelbecken von Psychedelia und Space Rock aus aller Herren Länder. Auch das neueste Produkt aus diesem Hause schlägt voll in diese Kerbe, wobei Discolor ein Soloprojekt von Stefan Lienemann alias Limo der Shiny Gnomes ist. Hat der Opener "Rays" noch Indie Rock Charakter im Stil der Pixies, welcher mit verzerrter Gitarre und kindlich naiver Melodie nett daherkommt, so geht es danach bei "Primal shift" mit monotonen, sich aber stetig steigenden Klängen in die Weiten des Klangkosmoses. Langatmige, wabernde Sounds ohne jeglichen rhythmischen Unterbau - sprich ein Schlagzeug sucht man vergeblich - lassen Gedanken und Seele viel Platz zum Sichfallenlassen. Mit spartanischen Kompositionen geht es weiter. Zerbrechlich und sehr zurückhaltend, ist viel Raum für die eigene Gefühlswelt. Verzerrte, technische Spielereien und fremdartige, leicht Sitar-mäßige Soundeskapaden eröffnen den Blick in weitangelegte Klangwelten. Zum Schluß folgt noch eine eigenwillige Neuinterpretation des Beach Boys Titels "In my room". Irgendwo zwischen Indie, Psychedelia, hypnotisch-orientalischer Begleitung und ruhigem Space Rock sind die Kompositionen von Discolor einzuordnen, wobei das Gesamtwerk von einem verträumten, melodiebetonten Grundcharakter getragen wird. Elektroakustische Begleitung zum Sichtreibenlassen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998