CD Kritik Progressive Newsletter Nr.18 (01/1998)
Day Of Phoenix - Wide open way
(43:24 Repertoire Records, 1969)
Was soll das? Gitarren Rock mit Country im Blut? Stecken Steven Stills & Manassas dahinter? Der über 11-minütige Titelsong beginnt ziemlich gewöhnungsbedürftig. Nach einigen Drehungen im Player habe ich die Sache raus. Die Gesangslinien sind's, die an mancher Stelle fast zum Country zu gehören scheinen. Schnell ein bisschen Weihwasser über die Zeilen, und zurück zur heiligen Mucke. No way, hört die Gitarre und ihr denkt, Steve Howe hätte die Combo gewechselt. Das ist aber der einzige Vergleich, den man mit Yes ziehen kann, Day of Phoenix sind sehr eigenständig. Die Gitarre ist Instrument Nr. One und liefert einige fingerbrechende Akkorde, da hat jemand geübt. Und je öfter ich die Platte höre, gefällt mir, was ich da höre. Druckvoller Folk-Prog, von Bass und Drums mächtig angetrieben, rockt trotz einiger Längen für 1969 gut los. Als der Sänger wieder vom "Space Ship" singt, gefällt mir der Gesang schon viel besser. "Cellophane" drauf, gleich über 13 Minuten lang, weist sich als verspielter Folk Rock aus. Elektrische und akustische Gitarren teilen sich die lyrischen und aggressiven Töne, zunehmend wechselt der Song zwischen treibenden und melancholischen Passagen. Im 12-minütigen "Mind Funeral" kommen auch Sax und Keys zur Arbeit. Der Song ist der Höhepunkt der von Colosseum Bassist Tony Reeves produzierten Platte. Folkgefühl und Rockambitionen zeigen in langen Instrumentalteilen, wie der Frühling des Prog geartet war. Das Piano holt aus, und eine Oboe erklingt. Ausgelassenheit wird fröhlich und dann sogar richtig orgiastisch-freakig, bis schließlich Tick-Tick mit seiner Minute das Ende einläutet. Bin gespannt, ob die folgenden Alben der Band ausgereifter klingen, hier wurde noch gelernt, dabei aber gut aufgepasst.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 1998