CD Kritik Progressive Newsletter Nr.17 (11/1997)

Fig Leaf - Plays Bob W. and other selections
(74:50, Voices Of Wonder, 1995)
Fig Leaf - The humble poet
(58:01, Voices Of Wonder, 1997)

Nach Escapade nochmals ein Doppelpack. Die norwegischen Fig Leaf präsentieren auf ihrem zweiten und dritten Longplayer eine "Reise durch die große Vielfalt der Musikwelt, die sich der Stärken des Progressive Rocks und Jazz genauso bedient, wie dem mehr theatralischen Aspekt von Rockmusik". Um nicht mit dieser Eigenbeurteilung konform zu gehen, kann man es auch ganz einfach sagen: diese Jungs haben es drauf und gehen stilistisch denselben Weg wie die bereits vorher vorgestellten Bigelf. Retro-Rock vom Feinsten ist angesagt, ohne dass nur Plattheiten zitiert werden. Vom stoischen Hammondorgler Gunnar Berg vorangetrieben schwellen die Klänge mal an, werden aber genauso wieder zurückgenommen. Scharf phrasiert und virtuos akzentuierte Melodielinien setzen sich fest. Eine besondere Klasse stellen auch die beiden Sänger Gunnar Berg (der Mann an den Tasten) und Per Flaa (ebenfalls für Gitarre und Percussion zuständig) dar, die sich bestens ergänzen, und eine gehörige Portion Ausdruckskraft herüberbringen. Mächtig viel Groove und Gefühl im rhythmischen Unterbau treibt die bluesgetränkte Gitarre von Aage Skar in packende, atmosphärische Höhen und Tiefen. Nicht selten fühlt man sich an den melodischen, innovativen Hardrock der frühen 70er erinnert, der ja in seinen Ursprüngen noch sehr von progressiven Charakterzügen geprägt war. Beide Alben sind sehr gut, wobei im Vergleich das aktuelle "The humble poet" zusätzlich noch eine deutliche Weiterentwicklung in Richtung Eigenständigkeit und Homogenität aufweist, daneben auf dieser Veröffentlichung auch die packenderen Ideen vertreten sind und die Hammond teilweise gegen Keyboards ausgetauscht wurde. Wer sich eindringlich mit den exhumierten Klängen der frühen Siebziger beschäftigen möchte, dem seien Fig Leaf wärmstens empfohlen, es lohnt sich!

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1997