CD Kritik Progressive Newsletter Nr.17 (11/1997)

Eela Craig - Eela Craig
(52:29, Garden Of Delights, 1971)

Und ein weiter Blick zurück in die Geschichte, dem einem dieses Reissue ermöglicht. Die Anfang 1970 im österreichischen Linz gegründeten Eela Craig spielen auf ihrer ersten Veröffentlichung eine mit hohem künstlerischem Anspruch versehene, eigenständige Mischung aus Psychedelic, Progressive Rock, Klassik, Elektronik, Jazz und Blues. Sie wurden damals von den Kritikern mit ihrem Debüt höher eingeschätzt als "Tarkus" von ELP, überschwenglich gelobt und mit Colosseum, King Crimson und ELP verglichen. Jetzt liegt zum ersten Mal die überarbeitete CD-Version vor, die zusätzlich noch vier Bonustracks und eine ausführliche Bandgeschichte, sowie die komplette Diskographie enthält. Den ausgezeichneten Fähigkeiten der einzelnen Musiker ist es zu verdanken, dass die Mischung aus verschiedenen Stilen perfekt gelingt. Gleichberechtigt agieren schwere Hammondklänge mit jazzig angehauchten Flötenteilen nebeneinander, um nach ausgiebigen, langgedehnten solistischen Einlagen in gitarrenlastigen Blues und Psychedelic Rock überzugehen. Jedoch kann ich die oben angesprochenen Vergleiche nur in Bezug auf Colosseum, und im Ansatz an die frühen King Crimson nachvollziehen. ELP-lastiges ist dagegen nur sehr verschwommen zu vernehmen. Ob mit diesem Werk wirklich die Klasse von "Tarkus" überboten wird, wage ich zwar anzuzweifeln, jedoch zeigen Eela Craig, dass sie sich mit ihrem ambitionierten, titellosen Debüt keineswegs vor der damaligen Konkurrenz aus England zu verstecken brauchten, und ihr zweifelsohne ebenbürtig waren.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1997