CD Kritik Progressive Newsletter Nr.17 (11/1997)
Transcendence - Eternal stream
(47:50, Gaïa Disk, 1997)
Die aus Montreal stammende Band Transcendence hat sich gleich mit ihrem Erstling einem äußerst ehrgeizigen Konzept verschrieben. "Eternal stream" ist das erste Kapitel einer Trilogie, die sich mit Betrachtungen über die Menschheit beschäftigt. Verfolgt man mit der inneren Struktur den klassischen Pfad der Oper, so ist der musikalische Inhalt eine Vermischung von Progressive Rock, atmosphärischem Death Metal, Gothic Rock und New Age. Ein recht wilde Mischung, die stellenweise vom Konzept her an die schwedische Combo Therion erinnert. Doch Transcendence sind nicht ganz so metal-lastig, und es mangelt ebenso an sprühender Genialität, aber dennoch sind sie sehr experimentierfreudig. Nicht nur dass hier eine klassische Sopranistin zusammen mit düsterem Death Geflüster und Gegrunze gepaart wird, auch die Gleitmittel der metallenen Melange sind mit trägen Synthesizerschlieren und dickflüssiger Instrumentierung von einem besonderen Kaliber. Der Gruppenname ist Programm, denn die Musik hat in ihrer zerbrechlichen Schönheit fast schon meditativen Charakter, um aber urplötzlich engagiert und kraftvoll schwerste Heavy Geschütze aufzufahren, und die Lautsprecher einer exzessiven Belastungsprobe auszusetzen, wobei dennoch die härteren Passagen noch verbesserungsfähig sind. Wird volles Programm gefahren, dann drischt es einen schon recht wuchtig auf die Lauscher. Doch sobald das Schlagzeug Sendepause hat, sind dunkle, schwermütige, sehr melodische Töne zu vernehmen, die beim ersten Anhören auf skandinavische Wurzeln schließen lassen. Auch die Ergänzung der instrumentalen Bandbreite durch Violine und Flöte hebt Transcendence aus dem Morast des Gewöhnlichen heraus. Wer bei dieser wirklich interessanten CD, die übrigens demnächst über SPV vertrieben werden soll, auf seine Kosten kommen will, dem sollte einerseits bei härteren Passagen nicht vor Schreck gleich das Gesicht entgleisen, er aber andererseits auch etwas mit ruhigen, sehr atmosphärischen Passagen anfangen können. Metal meets New Age, eine hörenswerte Verbindung.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1997