CD Kritik Progressive Newsletter Nr.17 (11/1997)

Pangaea - The rite of passage
(55:17, IF, 1996)

Es ist nicht einfach, unbelastet an eine Besprechung heranzugehen, wenn man schon im Vorfeld sehr unterschiedliches gehört hat. Einerseits wurde woanders diese CD abgefeiert, von anderen, die die CD bereits vor mir gehört hatten, kamen eher abwertende Urteile. Doch nichts geht über den eigenen Höreindruck, der, um das Fazit schon vorwegzunehmen, letztendlich irgendwo zwischen den beiden Extremen liegt. Zweifelsohne bietet das Quartett aus Houston eine gelungene Mixtur aus melodischem Neo Prog und straightem AOR, doch was die musikalische Umsetzung angeht, so klaffen doch die Qualitäten der einzelnen Bandmitglieder stark auseinander. Darrell Masingale ist beileibe kein starker Sänger, er fällt eher durch seinen unvariabel und gleichförmig wirkenden Stil auf. Im krassen Gegensatz dazu ist seine Arbeit an der Gitarre der stärkste Teil von Pangaea. Immer wieder greift er ausdrucksstark und unheimlich gekonnt in die Saiten. Bassist Ron Poulsen zupft dagegen eher unauffällig an seinem Instrument, während Corey Schenck seinen Keyboards gelegentlich doch eher billige Sounds entlockt, die im Gegensatz zum sonstigen, untermalenden, orchestralen Bombast stehen. Schlagzeuger Andi Schenck agiert mir auch eine Spur zu einfallslos. Hört man sich durch die ersten Titel, so drängt sich im Gesamteindruck nach meinem Gusto keine überdurchschnittliche Band auf, wogegen in den Instrumentalpassagen doch auch schon mal überdurchschnittliche Qualität abgeliefert wird. Die eingestreuten, etwas schrägeren Parts wirken dagegen wie Fremdkörper (z.B. "The ship"), und passen nicht so recht in das melodische Grundkonzept. Dass es auch anders geht, beweist "Navigator", der hidden track zum Abschluß, der die ganze Stärke von Pangaea zeigt. Nicht jedes Album, dass von Robert Berry produziert wird, besitzt gleich Hitpotential oder Anspruch auf sehr gutes Songmaterial. Wem aber Bands wie die amerikanischen Blind Owl, oder auch straighter Melodic Rock gefällt, könnte an Pangaea Gefallen finden.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1997