CD Kritik Progressive Newsletter Nr.17 (11/1997)

Mugen - Sinfonia della luna
(52:09, Musea, 1984)

Als Reissue frisch auf dem Tisch ist jetzt zum normalen Preis mit Mugens "Sinfonia della luna" einer der japanischen Klassiker der frühen 80er erhältlich. Beeinflusst durch Folk und sinfonische Bands wie Genesis, England und Kayak, entstand von der kompositorischen Vielschichtigkeit her eines der wegweisenden Alben der japanischen Prog-Szene. Jedoch sollte man diese CD aus rein historischer Sicht betrachten, denn von Abwechslung und Bombast solcher Bands wie Gerard, Vienna oder Ars Nova sind Mugen doch erheblich entfernt. Auch gefallen mir von Melodie und Eingängigkeit Pageant oder Magdalena eine Spur besser. Der Sound ist von der orchestralen, sinfonischen Spielweise des Keyboarders Katsuhiko Hayashi, der mittlerweile im Mailorder Vertreib unter dem Namen "Garden shed" firmiert, geprägt. Allerlei Akkorde aus Mellotron, Hammond und Prophet sorgen für vielschichtige Klangeindrücke, die den eher dürftigen und modulationsarmen Gesang vergessen lassen. Kernstück ist der fast 19-minütige Titelsong, der die Keyboards in vollem Volumen erklingen lässt. Der konsequente Schritt hin zu einem reinen Instrumentalalbum wäre folgerichtig gewesen, wurde aber nicht beschritten. So dürfen Sänger Takashi Nakamura und die Gastchanteuse Takako Hayashi wieder einmal beweisen, wie überflüssig doch vor allem japanischer Gesang sein kann. Die ruhigen, romantischen Töne, die auf dem Debüt von Mugen vorherrschen, münden in gelegentlichem Bombast. Es offenbart sich so, dass die Stärken dieser Band eindeutig in den instrumentalen Parts liegen. Eine Zeitreise, die mehr vom nostalgischen, als vom wegweisenden Charakter bestimmt ist, jedoch einem bei genauem Zuhören die eindeutige Klasse von Mugen eröffnet.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1997