CD Kritik Progressive Newsletter Nr.16 (08/1997)

Brother Love - Rock'n'Roll criminal
(63:44, September Gurls Records, 1997)

Dass Musik eine weltumspannende Angelegenheit ist, davon legt diese CD aus dem Land der Kiwis, sprich Neuseeland, Zeugnis ab. Im krachenden, antiquierten Sound und der dementsprechenden Spielweise wird die Uhr zeitlich sehr weit zurückgedreht. Plötzlich ist man tief in den 70ern, und bekommt in einer Mischung aus Krautrock und Psychedelic Rock verzerrte Gitarren zu hören, dass einem die Ohren wegfliegen. Fast eruptionsfreie Exkursionen in unverbindlichen Rocksongs, die in Schnelligkeit und Spannungsaufbau variierend ansprechendes Niveau bieten, ohne einen jedoch nachhaltig vom Hocker zu hauen. Vor allem die kurze akustische Ballade "Diamond girl" und das mit angezogener Blues-Handbremse gespielte "Thistle free" bleibt hängen. Die überflüssige Krachorgie "Twice (Thrice)", die mit einem Zitat von Queens "Another one bites the dust" beginnt, dient bestenfalls zum Aufwecken von Toten, über den künstlerischen Sinn oder Unsinn, lässt sich bei solchem Lärm nur schwer urteilen. In den vier- bis fünfminütigen Liedern geht es recht nachvollziehbar zu, der Fuzz-Gitarre wird reichlich Raum geboten. Das zehnminütige "Call of the wild" bietet als Kontrast drogengefärbtes Gitarrengewabbere mit einigen Rückkopplungen, welches nur von gelegentlichem Fistelgesang durchbrochen wird. Wer Gefallen an psychedelisch geprägter Gitarrenmusik findet, kommt hier sicherlich auf seine Kosten. An mir rauscht dieses Album, trotz gelungener Ideen, leider recht emotionslos vorbei.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1997