CD Kritik Progressive Newsletter Nr.16 (08/1997)

Ziff - Sanctuary
(68:47, Angular Records, 1997)

Bei der zweiten CD von Ziff wurde nicht gekleckert, sondern geklotzt. Doch nicht als übertrieben, sondern vielmehr als gelungen, gehen die positiven Entwicklungen in Auge und Ohr. Das fängt beim geschmackvoll gestalteten Booklet mit passenden Zeichnungen bzw. Fotografien zu den Songtexten an, geht über die schwungvoll arrangierte Musik weiter. Dann gibt es einen sehr atmosphärischen "hidden track", düstere, emotionale Texte, die teilweise aus der Feder von Stefan Kost stammen, und endet schließlich bei der in zwei Titeln auftretenden amerikanischen Gastsängerin Lana Lane, die aus dem musikalischen Umfeld der Rocket Scientists kommt. Melodischer Neo Prog in abwechslungsreichen Arrangements mit viel Gefühl gespielt, wird auch denen gefallen, die sich bereits das Debüt von Ziff zugelegt haben. Wie beim Vorgänger befindet sich mit "19xx" ebenfalls wieder ein deutschsprachiges Lied auf der CD, eine gelungene Abwechslung zu den sonst passabel intonierten englisch gesungenen Titeln. Solistisch steht Gitarrist und Sänger Achim Frick deutlich im Vordergrund, die übrigen drei Bandmitglieder haben mehr Begleitfunktion. Ein paar Keyboardsprenkler hier und da, mittleres bis schnelles Tempo und einige nette Gitarrensoli sind das Grundkonzept von Ziff. Trotz passender Zutaten und guter Instrumentalarbeit springt bei mir aber der letzte Funke nicht über. Die Lieder wirken stellenweise wie die Aneinanderreihung von Einzelteilen, denen ein wenig der innere Zusammenhalt fehlt, die Musik wie Stückwerk klingen lässt. Auf den fast 70 Minuten gibt es zwar keinen Durchhänger, aber auch kein Lied, welches einem nachhaltig im Gedächtnis haften bleibt, außer das von Lana Lane allein gesungene "Night demon". Wie ein schöner Sommertag geht die Zeit vorbei, an dessen Inhalt man sich jedoch nicht so recht erinnern kann. Trotzdem wird die neo-progressive Ecke mit dieser CD gut bedient.

Kristian Selm



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