CD Kritik Progressive Newsletter Nr.16 (08/1997)

Wyzards - The final catastrophe
(58:47, Mandrake Root, 1997)

16 Jahre nach den ersten Ideen veröffentlicht nun laut Plattenfirma die "legendäre" amerikanische Combo Wyzards mit "The final catastrophe" ihren ersten Longplayer. Manche Bands brauchen eben eine etwas längere Vorbereitungszeit, wobei sich die Bandgeschichte von Wyzards wie eine Aneinanderreihung von mittleren Katastrophen liest - daher auch der Titel des Albums. Nachdem man auf mehreren Touren als Support Act von Zebra oder Lynyrd Skynyrd's Ronnie Van Zant im typischen Touralltag (schlechte Unterbringung, miese Bezahlung und wenig Schlaf) verheizt wurde, der Rechtsstreit bei einem Plattendeal die bereits zugesicherte Veröffentlichung des Albums platzen ließ, und man sich aufgrund verschiedenster Gründe mehrmals trennte, raffte sich das Trio 1996 doch letztendlich noch einmal auf, um das bisher nur live eingespielte Material auf Tonträger zu bannen. Interessanterweise sind zwei der drei Musiker keine ganz Unbekannten: Steve Babb ist neben Fred Schendel ein Teil der amerikanischen Prog-Band Glass Hammer, während Gitarrist David Carter ebenfalls auf beiden Veröffentlichungen dieser Band zu hören war. Lange Vorgeschichte, nun zur Musik. Zum Großteil heißt es bei Wyzards "Volle Socke, ab dafür!", denn in bester Hard Rock-Tradition krachen die Gitarren, der Gesang röhrt nahe der animalischen Zumutbarkeit, und es geht doch recht straight, meist in erhöhtem Tempo und mit Heavy-Mucke zur Sache. Dieser Teil der Musik ist Geschmackssache, kann aber den Kritiker letztendlich kaum aus der Reserve locken. Immerhin gibt es neben den schweren Rhythmusgeschützen noch einige ausgefeilten Gitarrensoli, die richtig gut abgehen, und virtuos zuschlagen. Der andere, hauptsächlich instrumentale Anteil der Musik, klingt hingegen wie eine Mischung aus Rush während Anfang der 80er (mal schimmert "Xanadu", dann wieder "Red Barchetta" durch), einigen wirklich grandiosen Keyboardsoli und der bombastischen Vereinigung von Hard Rock und Progressive Rock. Vor allem das fast neunzehnminütige "All of the world" bietet alles, was den Freund an härterem, bombastischem Prog begeistern wird. Die teilweise sehr langen Arrangements bieten einiges an Abwechslung und Atmosphäre, jedoch ist "The final catastrophe" kein lang vermisstes Meisterwerk, aber dennoch eine CD mit dem Potential, sich im oberen Drittel der härteren Prog Veröffentlichungen festzusetzen.

Kristian Selm



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