CD Kritik Progressive Newsletter Nr.16 (08/1997)

The Smell Of Incense - Through the gates of deeper slumber
(49:54, September Gurls Records, 1997)

"Pack den Turban aus, setz Dich auf den fliegenden Teppich der Selbsterkenntnis und lass Dich in neue musikalische Welten mitnehmen!" Auf der Suche nach einem kernigen Werbespruch hätte diese Aussage bestimmt keine schlechten Chancen. Aber genug mit dem Ausflug in fremde Werbewelten, denn den Leser interessiert doch mehr die Musik, als die abstrusen Ideen eines minderwertigen Schmierfinkes. The Smell Of Incense sind eine fünfköpfige, norwegische Band, die nach diversen 7" und einem Longplayer mit ihrer neuesten CD die 70er aufleben lassen, progressiven Space Rock mit psychedelischen Einflüssen anreichern, und dieses mit ausgedehnten Mellotron-Orgien zu einem Hörgenuß der besonderen Art haben reifen lassen. Als besonderer Schatz erweist sich dabei der fünfteilige, über 25 Minuten lange Opener "A floral treasury". Meditativer Raga Rock mit Sitar, geht über in einen packenden, percussiven Trance Rock mit leichten Dance Sound. Wabbernder, gesanglich fragwürdiger Folk Rock folgt, über allem liegen immerwährend, weiche, zudeckende Mellotronklänge und hypnotische Gitarrenakkorde. Ein innovativer Track, der absolut monstermäßig ins Ohr geht, aber nur, wenn man sich auf neue Sounds einlässt, und gegenüber musikalischen Symbiosen völlig offen ist. Bei den restlichen drei Titeln, die dagegen leider etwas abfallen, gibt es Flower Power Rock mit Quietscheorgel und ekstatischem Schlussteil ("Columbine confused"), Folk Rock in englischer Tradition mit kanonartigen Gesang ("A word in season"), und zum Abschluss die Vermischung von Folk, Psychedelic Rock und Canterbury Rock in abwechslungsreichen Strukturen im Sound der späten 60er ("From the third hemisphere"). Das norwegische Quintett bieten einlullende Phantasien, die wirklich packend wirken, sofern man natürlich mit dieser Art von Musik etwas anfangen kann. Wie in Trance tragen einem die Klänge fort, und bieten trotz Abstriche beim teils kindlich naiv wirkenden Gesang schöne, hypnotische Melodien im antiquierten Sound.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1997