CD Kritik Progressive Newsletter Nr.16 (08/1997)

Rocket Scientists - Brutal architecture
(64:51, Kinesis, 1995)

Besser zu spät als nie, soll an dieser Stelle auf die bereits 1995 veröffentlichte, bis dato auch noch aktuelle CD der Rocket Scientists eingegangen werden. Die Gründe sind recht einfach. Zum einen handelt es sich bei "Brutal architecture" um eine sehr gute CD aus dem Grenzbereich Melodic Rock - Melodischer Progressive Rock, des weiteren soll an dieser Stelle auch auf das German Progressive Rock Festival am 20./21.9. in Bruchsal hingewiesen werden, in dessen Rahmen man ebenfalls die Rocket Scientists zu sehen bekommt. Nach dem mystischem Intro "Dark water Part One" folgt mit dem hervorragenden "Wake me up" jene geglückte Mischung, die die Rocket Scientists für alle Freunde melodischer, progressiver Rockmusik zu mehr als nur zu einem Geheimtipp haben reifen lassen. Wie so oft bei amerikanischen Bands verknüpft man geschickt eingängige, weitgehend ruhige Passagen mit anspruchsvollen, vielschichtigen Instrumentalpassagen. Ein packendes, polyrhythmisches Grundgerüst und sehr gutes Songwriting sind der Garant dafür, dass einen diese Musik auch nach mehrmaligem Anhören noch fesselt. Gitarrist Mark McCrite schmeichelt in gefühlvollen Soli das Ohr, ein ums andere mal entlockt Keyboarder Erik Norlander seinem Arsenal weichen, wie auch virtuosen Wohlklang. Trotz allem Überschwang kann man natürlich auch bei der Musik der Amerikaner negative Merkmale ausmachen. Den ausgeklügelten Songs fehlt es einfach am letzten Schmiss, um die Rocket Scientists zu einer wirklich großen Band reifen zu lassen, und manchmal geht es doch etwas zu arg in Richtung Mainstream und melodischer Harmlosigkeit. Dennoch darf man auf den ersten Deutschlandauftritt gespannt sein, und kann "Brutal architecture" sicherlich, unter Berücksichtigung der gerade erwähnten Einschränkungen, empfehlen.

Kristian Selm



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