CD Kritik Progressive Newsletter Nr.16 (08/1997)

Architectural Metaphor - Creature of the velvet void
(49:25, Black Widow, 1997)

Das Lesen der obligatorischen "Thanks to" deutet ja oft die Richtung an, die man beim betreffenden Tonträger zu Hören bekommt. Auch beim zweiten Werk der amerikanischen Band Architectural Metaphor weisen einem die dort erwähnten Künstler den Weg. Man liest von Namen wie Hawkwind, Ozric Tentacles, Monster Magnet, Gong oder Nik Turner, und schon ist alles klar. Im sphärischen Raumklang gibt es auch auf den Epen von "Creature of the velvet void" ellenlange Gitarrensoli, raumgreifende Klangteppiche, Synthesizergeblubber mit endlosem Widerhall und manchmal werden mit beinahe kindlichem Vergnügen die Geister der elektronischen Klangverstärkung beschwört. Leider ist die Soundqualität nicht die Allerbeste, womit die Space Rock Klänge noch verschwommener wirken, und den Hörer verzweifelt in der Leere des Raumes zurücklassen. Beim kraftlosen, verhallenden Wortgehauche von Gesang zu sprechen, grenzt an maßlose Übertreibung. So wirkt die zwölfminütige Hawkwind Coverversion "Golden void" noch am stimmigsten, da das Trio aus Massachusetts ansonsten mehrfach die Schwelle zum verschwommenen Klangbrei überschreitet. Jedoch gewinnen die einzelnen Stücke nach mehrmaligem Anhören langsam an innerer Struktur. Es fällt auf, dass nicht die Songentwicklung im Vordergrund steht, vielmehr sorgen ausufernde Akkorde bzw. Gitarrensoli und ruhige Grundstimmungen mit minimaler Weiterführung für lang anhaltende Eindrücke. Nicht weiter verwunderlich, dass beim Einsatz der Gitarre die Musik einen erdigeren Eindruck bekommt, wie z.B. das mystisch-abgedrehte "Holy ground". Über weite Strecken soll die Unendlichkeit des Raumes über Musik visualisiert werden, doch aus der Nähe betrachtet zerfallen Teile der Kompositionen in Gegenstandslosigkeit, bei der der Hörer hilflos nach Orientierungspunkten sucht.

Kristian Selm



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