CD Kritik Progressive Newsletter Nr.16 (08/1997)

The Fyreworks - The Fyreworks
(49:12, Festival Records, 1997)

Anfang 1995 entschloss sich der Gitarrist Danny Chang, der in den 70ern mit Bands wie Pink Fairies, Quintessence oder Patto zusammenarbeitete, ein Landhaus im Herzen von Wales zu mieten, um dort in Rückbesinnung auf alte Zeiten das damalige Gefühl und die Authentizität musikalisch aufleben zu lassen. Nicht technische Perfektion, sondern Musik und deren Aussage stand im Vordergrund. Dazu holte er sich den Keyboarder und Gitarristen Rob Reed von Cyan, den Bassisten Doug Sinclair von Steve Hacketts Band, den Sänger Andy Edwards der britischen Formation Ezra, sowie den Studioschlagzeuger Tim Robinson. Projekte mit großen Ansprüchen sind in den seltensten Fällen von durchschlagenden Erfolg gekrönt, den man aufgrund der Namen von ihnen erwartet. Bei The Fyreworks kann das Experiment jedoch als gelungen bezeichnet werden. Zwar kein absolutes Meisterwerk, doch ein ansprechender und solider Rückblick mit alten Sounds durch Mellotron, Hammond oder Moog. In Spielweise und Arrangements wird an die großen Klassiker der britischen Schule erinnert, ohne sie jedoch nur simpel zu kopieren. Etwas Jethro Tull durch variationsreichen Flöteneinsatz des Gastmusikers Lee Goodall, die kurze akustische Ballade "The war years" erinnert stark an "Entangled" von Genesis, während "Balloon" mit Saxophon und Violine die Sprunghaftigkeit von Gentle Giant aufleben lässt, und auch Camel bei einigen Gitarrenparts Pate gestanden haben dürfte. The Fyreworks zünden nicht unbedingt beim ersten Hören, sondern das melodische, vielschichtige Grundkonzept eröffnet sich nach mehreren Hördurchgängen. Klassische Einflüsse wurden mit folkloristischen Tendenzen gepaart, um aber immer wieder in eingängigen, aber sehr vielschichtigen Progressive Rock überzuleiten, welches sich am deutlichsten in den beiden über 15-minütigen Longsongs widerspiegelt. So sind es auch eher die ruhigen Teile, die über weite Strecken dominieren, der Brückenschlag in komplexere Gefilde wird aber immer wieder souverän vollzogen. Wer die good old tradition of Britain nochmals erleben möchte, bekommt hier einen hörenswerten Rückblick angeboten. Vorsicht noch an alle High End Benutzer: in den letzten 40 Sekunden der CD gibt es passend zum Bandnamen ein Feuerwerk zu hören, welches bei zu lautem Schallpegel jede HiFi Anlage vernichtet!

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1997