CD Kritik Progressive Newsletter Nr.16 (08/1997)
Friction - Glow within
(45:05, Futuremusic, 1996)
In der allgemeinen Musikszene lassen sich in den letzten Jahren zwei größere Strömungen feststellen: zum einen die musikalische Rückbesinnung zum Sound und Outfit der 70er, und zum anderen das Aufgreifen von aktuellen Strömungen, um diese mit Altbekanntem zu immer aberwitzigeren Hörereignissen zu verschmelzen. Die Acidrocker von Friction haben eindeutig den ersten Weg gewählt, und präsentieren ihr ultimatives Freak Rock-Erlebnis frisch als Retro Rock auf den Tisch. Ausgestattet mit fettem Orgelsound und Wah-Wah Gitarre schweben sie als angestaubte Mischung aus Space Rock, Hard Rock und Rhythm'n'Blues durch den Äther, um als intergalaktisches Erlebnis das Universum für immer zu verändern. So, oder so ähnlich abgehoben optimistisch gibt man sich in der etwas übertriebenen Eigenbeurteilung. Besonders stark ist bei Friction die wunderbar antiquiert quietschende Orgel, ebenso kann man bei erhöhtem Schallpegel, oder sicherlich auch im Livegewand, diesen Klängen erhebliche Dynamik und fesselnde Arrangements zugestehen. Abwechselnd setzen Orgel und Gitarre im Duell hier und da die solistischen Schwerpunkte, ein paar geschickt eingestreute Breaks lassen einen aufhorchen, doch ganz wollen sich diese Klänge nicht in meinen Hirnwindungen festsetzen. Schuld daran mögen vielleicht die etwas zu uneinheitlich klingenden Lieder sein, die trotz reichlich Tempo und Abwechslung, mit nölendem Gesang versehen, keinen Song über die Maßen herausheben können. Dieser trotzige Eindruck erfährt auch durch eine kurze Reggaeeinlage und sphärische Klänge keine Läuterung. Trotzdem gilt hier das Prädikat guter Durchschnitt, denn gelungene Aufmachung und inhaltlicher Einfallsreichtum sollte doch belohnt werden.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1997