CD Kritik Progressive Newsletter Nr.15 (06/1997)

Backstreet Romeos - Flight to Metaluna
(59:54, Privatpressung, 1997)

Der Progressive Newsletter ist "Rasant - unbestechlich - einfach genial", die Backstreet Romeos sind "Bombastisch orchestral - rhythmisch infernal - spontan improvisiert - psychedelisch zelebriert". Hier wie dort bringen einfache Schlagwörter den Inhalt mit einem Augenzwinkern passend auf den Punkt. Die Backstreet Romeos stammen aus Nürnberg, und sorgen live neben ihren musikalischen Weltreisen auch durch eine ausgefeilte Diashow optisch für Aufsehen. Musikalisch bedienen sich die sechs auf ihrem Debüt stilistisch diverser Elemente der 70er Jahre. Aufgrund der Vielseitigkeit dieser CD lohnt es sich wirklich fast jedes Stück einzeln kurz vorzustellen. "Schizoid impressions" greift auf den rhythmischen Mittelteil von Genesis "Supper's ready" zurück, und die Band baut darum ein sehr interessantes Instrumental mit virtuosem Keyboardsolo auf, bis letztendlich die Gitarre in neo-progressivem Gewand in wunderbare Höhen entgleitet. Ein gelungener Opener. Das dreiminütige "Plastic human" rockt kräftig los, guter Groove, funkig angehaucht, kann auch hier wieder Keyboarder Michael Altenberger im Soloteil überzeugen. Mit den zwei nachfolgenden Titeln beginnt die weltmusikalische Reise. "Sunrise in Goa" ist zu Beginn ein "normales" Rockstück, bis nach fünf Minuten eine sanfte Landung im indischen Subkontinent erfolgt. Eine an Mike Oldfield angelehnte Überleitung mit Talkbox geht in ein leicht jazziges Keyboardsolo über, um in einem sinfonischen Gitarrensolo zu enden. "Bhagavad Gita" ist der ultimative, psychedelische Trip zur spirituellen Erleuchtung. Da packt man am besten gleich den fliegenden Teppich aus. Dafür kann man den Anfang vom nachfolgenden "Walking with the wind" getrost vergessen, während der instrumentale Rest die Space Rock Reise eröffnet. "Romeos Aquarius" bietet ausgefeilten Progressive Rock, bei dem wieder mal die Gitarre im Vordergrund steht. Der abschließende 18-minütige Longtrack "Pandora's box" ist ein sinfonisches, melodisches Kleinod mit psychedelischem Waber- und Blubbermittelteil der besonderen Art, und zeigt nochmals alle Stärken der Band. Es bleiben trotz allem Lobes ein paar Wermutstropfen. Wie so oft ist auch hier der Gesang von Hans Peipp nicht die Offenbarung, er hält sich aber meist zurück. Ebenfalls könnte der Sound etwas kräftiger und ausgewogener sein. Vielleicht ist manchen auch die große musikalische Bandbreite einfach zu viel. Letztendlich aber ein überaus ansprechendes Debüt.

Kristian Selm

Direktbezug: Michael Altenberger, Burgsalacher Str.54, 90449 Nürnberg (20 DM).

© Progressive Newsletter 1997