CD Kritik Progressive Newsletter Nr.15 (06/1997)
Motoi Sakuraba - Shining the holy ark
(57:50, Oo Records, 1996)
Sakuraba-San, seines Zeichens ex-Deja Vu Keyboarder, beehrt uns seit langem mal wieder mit einem Album. Schon das Cover teilt einem mit, dass es sich um einen "Original soundtrack" handelt. Zu was, das wird zwar nicht gleich klar, aber nachdem die Japaner auch gerne Musik für Computerspiele schreiben, was aber Wakeman auch schon gemacht hat, tippte ich mal darauf. Und tatsächlich, das Ganze ist für Sega geschrieben worden. Das Booklet ist erfreulicherweise sehr redselig, doch leider fast komplett in japanisch. So werde ich, ohne durchzublicken, mit vielen kleinen Schriftzeichen überschwemmt, und nur ab und zu tauchen so mysteriöse Begriffe wie PFM, ELP oder Yes auf. Ob sich's da wieder einmal um schlechte Vergleiche mit Motois Musik handelt, muss ich also dahingestellt sein lassen. Nehmen wir das Ding lieber selber unter die Lupe. Genau wie auf seinem Soloalbum "Gikyokonsdoku" von 1990 bekommt man hier auch instrumentalen Keyboard-Prog mit Drums geboten. Aber schon das erste Lied, bzw. die letzte Bookletseite, die doch noch in Englisch ist, zeigen, dass er sich zur Verstärkung einen Geiger dazugeholt hat. Dieser Linnko Kushi von den Aska Strings ist ein sehr guter Musiker, und sein Gegeige und Gestreiche passt wirklich gut zur Musik. Das sieht mal insbesondere im sechsten Lied, wo es im Gegensatz zum ersten auch etwas flotter zugeht. Sakurabas Musik ist auch im allgemeinen im oberen Tempobereich angesiedelt, und ist trotz fehlenden Gesangs durch gute, interessante Kompositionen fast jederzeit sehr hörenswert. Warum muss instrumentaler Keyboard-Prog eigentlich fast immer langweilige Klimpermusik Richtung Richard Kleidermann (oder wie der heißt) sein - siehe Wakeman? Diese Frage bleibt leider unbeantwortet, denn hier wird gezeigt, dass es eben auch anders geht. Man kann solche Musik handwerklich, aber auch v.a. inhaltlich gut und interessant gestalten, so dass einem nicht schon nach de, zweiten Lied das Gesicht einschläft. Der Meister fährt neben Keyboards natürlich auch das schwere Geschütz der Tastenmenschen, das Mellotron (selten) und die Hammond (oft) auf, und lässt diese in einigen Lieder bombastisch jaulen. So auch im achten Lied, wo sie bedrohlich stampfend daherkommend, und mich das etwas an Death Organ erinnert. Hier bombardiert Sakuraba uns auch manchmal mit schrägen Tönen, was bei ihm, und allgemein bei den Nippons, eher selten ist. Leider ist trotzdem auch hier wieder ein Stück mit drauf, auf das ich absolut hätte verzichten können, aber die Geschmäcker sind ja verschieden. Dabei handelt es sich um das siebte mit 8 min nur Piano - gähn! Insgesamt klingt das Album dem oben erwähnten 90er-Album teils schon recht ähnlich, aber die Stücke sind kompositorisch abwechslungsreicher geworden, und auch der Geigeneinsatz macht das Ganze variabler. Wie diese sehr gute Keyboardmusik zu einem schnöden Computerspielchen passen soll, ist mir zwar schleierhaft, auf jeden Fall ist das die totale Verschwendung. Aber alle anderen außer diesen Playstation-süchtigen Kids, v.a. natürlich Solo-Keyboarder, bitte aufmerksam zuhören, und eine Scheibe abschneiden. Es darf auch ruhig etwas mehr sein.
El Supremo
© Progressive Newsletter 1997