CD Kritik Progressive Newsletter Nr.15 (06/1997)
Pageant - The pay for dreamer's sin
(45:30, Spalax Music, 1989)
Endlich wieder mal ein japanisches Reissue zum erträglichen Preis! Wurde erst vor kurzem von Musea Pageants "La mosaique de la rêverie" neu aufgelegt, so veröffentlichen jetzt die französischen Kollegen von Spalax im Digipack deren '89er Werk "The pay for dreamer's sin". Auch hier lohnt sich das genaue Zuhören, denn Pageant sind sowohl vom Sound, den Kompositionen und auch fast ohne Einschränkungen im Gesang bester 80er Jahre Nippon-Bombast mit Rockeinfluss. Die positiven Merkmale fangen bei Sängerin Hiroko Nagai an, die zum Glück nicht ganz in den höchsten Regionen der Tonleiter herumträllert. Vielmehr weiß sie ihre ausdrucksstarke Stimme gehaltvoll in ihrer Muttersprache einzusetzen. Manchmal verfällt aber auch sie in das so heißgeliebte Gepiepse aus Japan, welches bei vielen schon zum Abschalten und zur Ablehnung progressiver Musik japanischer Prägung geführt hat. Das sparsam arrangierte "A Forget-Me-Not" ist hier wieder mal negatives Beispiel dieser Jodelkunst. Dafür sind die restlichen fünf Stücke sinfonischer Bombast der allerbesten Sorte. Mit mächtig viel Keyboardsound und in elegischen Gitarrensoli bekommt der Hörer die volle Breitseite des üblichen japanischen Stils der 80er Jahre, die von Bands wie Vienna, Deja Vu oder Gerard geprägt wurden. Bei Bedarf darf auch mal die Gitarre etwas kerniger heulen, dramatische Steigerungen lassen diese Musik nicht nur als hohlen Bombast erscheinen, vielmehr bleibt hinter der Fassade Raum für ausgeprägte, verschachtelte Songstrukturen mit Inhalt. In einem kulturkreisüberschreitenden Klangkosmos ist diese Musik zwar typisch japanisch, jedoch wird ein westliches Ohr vor keine großen Hindernisse gestellt, da ihm das Gebotene doch irgendwie bekannt und zugänglich erscheint.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1997