CD Kritik Progressive Newsletter Nr.15 (06/1997)
H20 - Una punto sei
(48:27, Kaliphonia, 1997)
H20 ist die neueste Veröffentlichung von einem der kleinsten, jedoch auch innovativsten Labels Italiens. Bei dem vorliegenden Silberling hat sich Raoul Caprio wieder einmal um ein bislang unveröffentlichtes Meisterwerk bemüht, und konnte die Musiker dazu bewegen, ihre in den 70ern entstandenen Stücke neu zu arrangieren, und aufzunehmen. Wahrscheinlich waren die Qualitäten der Musiker vor 20 Jahren für eine der damals noch im Genre agierenden Plattenfirmen wie z.B. RCA oder Font Cetra noch nicht so genial wie heute, denn was uns H20 hier präsentieren, braucht sich keinesfalls vor so bekannten Bands wie Banco oder PFM zu verstecken. Die Kompositionen sind sehr stark durch die Genesis-Mania der 70er, die in Italien ja ihren Höhepunkt hatte, beeinflusst. Aha, schon wieder ein Genesis Klon? Nein, nein, mitnichten! Alle Titel sind sehr eigenständig, und leben von der großartigen Präsentation der Musiker. Die vier Tracks sind sehr abwechslungsreich arrangiert, und hervorragend gespielt. Gesang in italienisch, Gitarre, Keyboards, Drums und Bass erreichen ein Qualitätslevel, der den letzten, vor allem deutschen Produktionen, erheblich überlegen ist. Die teils sehr sinfonischen Parts gehen unter die Haut, und hinterlassen auch nach dem dritten und vierten Anhören immer noch einen lang anhaltenden Eindruck. Für mich gab es ja in letzter Zeit leider (oder zum Glück) recht wenige Neuveröffentlichungen, die mich animiert hätten, zum Kuli zu greifen. H20 haben es geschafft!
Thomas Jörger
© Progressive Newsletter 1997