CD Kritik Progressive Newsletter Nr.15 (06/1997)

Ax Genrich - Psychedelic guitar
(56:11, ATM Records, 1994)

"Ex-Member of Guru Guru" prangt es auf der CD-Hülle. Ax Genrich, Gitarrist der Originalbesetzung der deutschen Psychedelic Rocker um Elektrolurch Mani Neumeier rettet mit seinem Soloalbum das Konzept der psychedelischen Musik in die heutige Zeit. Wandelnd zwischen bizarren Gitarrenklängen und kerniger Rockmusik wird die Bandbreite von undurchsichtigem Durcheinander bis hin zu bodenständigem Gitarrenrock abgedeckt. Trotzdem es sich um ein reines Gitarrenalbum handelt, schafft es Genrich durch variables Spiel sehr unterschiedliche Eindrücke und Stimmungen zu erzeugen. Ist der Opener "Phenomena" meiner Ansicht nach nur Lärm an verschiedenen Instrumenten, so rockt das folgende "Blow up" richtig gut los. 70er Jahre Rock, bluesig angehaucht, in verträglichem Tempo. Ein ellenlanges, verzerrtes Gitarrensolo gibt die Richtung vor, die man leicht verändert in verschiedenen Stilen noch öfters auf "Psychedelic guitar" zu hören bekommt. Zwischendurch gibt es immer wieder eigenartige Soundeskapaden und Sperenzchen am elektrischen Instrument zu hören. Mehrere Sounds werden übereinandergelegt und erzeugen Klänge von abgedrehter Brillanz. Stellenweise wird dieses Stilelement jedoch auch überstrapaziert. Diejenigen, die die endlosen Gitarrenüberblendungen von Queens Gitarristen Brian May bei der Liveversion von "Brighton Rock" kennen, können sich vielleicht vorstellen, was ich meine. Immer wieder überraschende Kehrtwendungen - die Gitarre quiekt mal wie bei Mike Oldfield zu seinen besten Zeiten, dann überrascht Rock mit Südstaateneinschlag, und auch der Country Rock mit Banjo wird zitiert - machen diese CD nicht nur für Psychedelic Rock Spezialisten interessant.

Kristian Selm



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