CD Kritik Progressive Newsletter Nr.14 (04/1997)

D.F.A. - Lavori in corso
(60:15, Scolopendra, 1996)

Mit dieser ersten CD dieser Gruppe stellt sich auch das neue italienische Label Scolopendra vor. Na, da sind wir ja mal gespannt, was da so auf uns zukommt, denn bei den eingesessenen Plattenfirmen kennt man schon oft die grobe musikalische Ausrichtung. Im Booklet gibt es zuerst einmal farbige Bleistiftzeichnungen, bei denen sich der Künstler etwas als Nachwuchs-Roger Dean versucht hat. Kann man gerade noch durchgehen lassen, obwohl es für Meister Dean an sich eine Beleidigung ist. Musikalisch setzt die Band auf die konventionelle Instrumentierung Gitarre, Bass, Keyboards (auch Hammond und Mellotron), Drums und Gesang. Manchmal taucht auch eine Flöte auf. Kreist die kompakte Scheibe dann im Player empfängt einen eine interessante Musik, die abseits der üblichen Italo-Prog Pfade liegt. Will heißen, man wird weder mit tonnenweise alten Genesis-Zitaten in lahmen 20-Minuten-Stücken zugepflastert, noch plätschert tödlich öder Billig-Neo-Prog auf einen herab. Die vier Tifosi haben sich für einen leicht anspruchsvollen, aber immer auch mit genügend Drive versehenen Stil entschieden. Gitarre und Keyboards teilen sich die Zeit im Vordergrund bzw. Soli brüderlich. Der Sänger, der seine Texte in Landessprache zum Besten gibt, ist auch gut, wenn auch nicht die totale Erleuchtung. Auf jeden Fall kann er singen. Genauso beherrschen auch die anderen Herren ihre Instrumente, was sich natürlich wohltuend fürs Ohr auswirkt, denn etwas anspruchsvollerer Prog mit musikalischen Legasthenikern - das geht immer in die Binsen. Auch die Kompositionen der 6 Titel, die zwischen 6 und 16 Minuten schwanken, sind allesamt hörenswert. Man ist zwar wie gesagt schon komplexer als die Durchschnittsgruppen, aber nicht so, dass man als Otto-Normalverbraucher total überfordert wird. Diese Teile sind auch nicht über ganze Lieder ausgedehnt, sondern werden immer mal wieder eingestreut. Es gibt auch schöne Balladen, damit also insgesamt eine gute Mischung. Eine Schublade zum Reinstecken wollte ich eigentlich nicht aufziehen, da die Band nicht genau wie eine andere klingt. Aber da die Jungs aus dem Deus Ex Machina-Dunstkreis kommen, gehe ich noch kurz darauf ein. D.F.A. ähneln teilweise schon etwas Deus Ex Machina, sind aber lang nicht so abgefahren, und auch ruhiger wie diese.

El Supremo



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