CD Kritik Progressive Newsletter Nr.14 (04/1997)
Threshold - Extinct instinct
(67:13, GEP, 1997)
Drei Jahre nach dem letzten Studioalbum "Psychedelicatessen" kehren Threshold mit ihrer mittlerweile vierten CD "Extinct instinct" auf die Prog Metal-Bühne zurück. Wie beim Debüt "Wounded land" ist Damian Wilson wieder ans Mikro zurückgekehrt, und an der Schießbude wirbelt jetzt Mark Heaney die Stöcke. Ich weiß nicht, ob es unbedingt an diesen personellen Wechseln liegt, aber Threshold klingen anno '97 variationsreicher, ausgefeilter, metallischer - kurz und gut, einfach hervorragend. Die sechs Engländer begehen glücklicherweise nicht den Fehler, wie eine billige Kopie von Dream Theater klingen zu wollen. Threshold sind straighter, melodischer, bombastischer, haben aber dennoch einen deutlichen Metal-Einschlag. Sie verändern jedoch Stimmungen und Geschwindigkeit sehr geschickt, um damit ständig neue Akzente zu setzen. Rasiermesserscharfe Gitarrenriffs graben sich in die Gehörgänge, genauso lässt man aber bei solistischen Ausflügen die Saiten gefühlvoll heulen. Die Keyboards sind hauptsächlich in den Hintergrund gedrängt, streuen aber brillante und effektvolle Einlagen ein. Dennoch gibt es genug schleppende und scheppernde Passagen, ein Königreich für massives Headbangen! Karl Groom und seine Mannen haben ein Gespür für melodische Hooklines, dennoch wird auch genug auf die Saiten eingedroschen. Als besonders gelungener Drahtseilakt zwischen den Stilen sticht das zehnminütige "Eat the unicorn" heraus. Hier werden aggressive Metalparts, hymnische Neo Prog beeinflusste Gitarrensoli mit düsteren Keyboardelementen gemischt, darüber die prägnante Stimme von Damian Wilson - so gut und abwechslungsreich kann Prog Metal sein. Als musikalische Entschuldigung ob solcher Aggressivität folgt anschließend mit "Forever" die schon obligatorische, gefühlvolle Metal-Ballade. Gerade diese übergreifenden Stilelemente machen den besonderen Reiz des gesamten Albums aus. Nun übertreten Threshold mit Sicherheit nicht die Schwelle zu neuen musikalischen Territorien, doch liefern sie mit "Extinct instinct" ein äußerst hörenswertes und begeisterndes Album ab, welches jedoch für den Zuhörer eine entsprechende Metal-Zuneigung voraussetzt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1997